Das ist nach Ansicht von Gehle „ein schwerwiegender, aber nicht der alleinige Grund“. Versorgungsengpässe könnten auch durch eine kurzfristig stark gestiegene Nachfrage oder auf Lieferausfälle aufgrund von Produktionsengpässen bei Zulieferern zurückzuführen sein. Anhaltende Lieferausfälle bei einigen Anbietern könnten auch eine verstärkte Nachfrage bei den anderen Anbietern und damit auch dort Lieferprobleme nach sich ziehen. Auch eine „fehlende Produktionsbereitschaft bei manchen Herstellern wegen zu niedriger Festpreise“ konstatiert der Kammerpräsident.
Gehle sieht hier und bei den Versorgungsproblemen durch gestörte Lieferketten aufgrund der Verlagerung der Produktionsstätten ins Ausland einen dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik. „Um die Margen der Pharmaunternehmen zu erhöhen, werden heute circa Zweidrittel der Medikamente und Wirkstoffe in Asien, in China und Indien, produziert, nicht mehr in Europa. Das war vor Jahren noch anders und rächt sich nun auf Kosten der Patienten. Um aus dieser Situation herauszukommen, müssen wir wieder vermehrt vor Ort produzieren“, fordert der ÄKWL-Präsident.
„Die Politik ist gefragt, für ein Umdenken zu sorgen, um die Herstellung von Arzneimitteln wieder nach Deutschland oder in die EU zurück zu verlagern.“ Gehle begrüßt, dass die Bundesregierung dies in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen hat und dafür bürokratische Hemmnisse abbauen sowie Investitionszuschüsse für Produktionsstätten prüfen will. „Was bisher getan wurde, ist aber nicht genug. Die aktuelle Mangelsituation zeigt, dass echtes Handeln dringend notwendig ist“, so Gehle abschließend.