Nach der diesjährigen Mitgliederbefragung des Marburger Bundes MB-Monitor 2022 verbringen Krankenhausärztinnen und -ärzte im Mittel drei Stunden pro Tag mit Verwaltungstätigkeiten, die über rein ärztliche Aufgaben hinausgehen. Allein die Halbierung dieses Bürokratieaufwandes würde dazu führen, dass die Arbeitskraft von rund 32.000 vollzeitbeschäftigten Ärztinnen und Ärzten im Krankenhaus mehr zur Verfügung stünde. Auch im ambulanten Bereich und natürlich in der Pflege ließen sich durch Abbau von administrativen Tätigkeiten und Dokumentation große Zeitkontingente für die Versorgung generieren.
„Die Zahl der Gesetze und die damit im Zusammenhang stehenden Regulierungsvorschriften nehmen seit Jahren weiter zu, ebenso wie die Kontrollbürokratie für die Abrechnungen mit den Krankenkassen. Ein großer Teil der Regelungen verursacht Mehrfachdokumentationen oder dient nicht der medizinisch sinnvollen Dokumentation. So gibt ein Drittel der Ärztinnen und Ärzte an, dass Mehrfacheingaben identischer Daten bei ihnen häufig vorkommen. Der geringe Grad an Digitalisierung führt zu einem zusätzlichen bürokratischen Aufwand, weil viele Prozesse händisch bzw. in Papierform abgewickelt werden müssen“, kritisierten die Delegierten.
Die 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna, appellierte an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach: „Was immer für Konzepte aus der Regierungskommission zur Krankenhausreform noch vorgestellt werden – Bürokratieabbau muss in jedem Fall dazu gehören. Er kostet kein Geld, setzt aber sofort pflegerische und ärztliche Arbeitszeit frei.“ Der Marburger Bund biete seine Mitarbeit an und könne konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau unterbreiten. „Wir Ärztinnen und Ärzten und auch die Pflegenden wissen, wo der Schuh drückt und was zu tun ist, um endlich wieder mehr Zeit für die Versorgung zu gewinnen. Der Fachkräftemangel verbietet eine weitere Verschwendung ärztlicher Arbeitszeit“, sagte Johna.