• "Die Selbstverwaltung ist ein hohes Gut, aber auch Verpflichtung."

    Michael Wessendorf, Landesvorsitzender MB Schleswig-Holstein, spricht im Interview darüber, welche Erfolge die Kammerversammlung bereits erzielt hat, warum es gerade für junge Ärztinnen und Ärzte wichtig ist zu kandidieren und wieso der Zeitaufwand für die Kammerarbeit nicht so groß ist, wie oft vermutet wird.

    Warum ist es wichtig, für die Kammerversammlung zu kandidieren?
    Die Ärztekammer ist der Ort, an dem über die Ausübung unseres Berufs entschieden wird. Wir Ärztinnen und Ärzte haben die Möglichkeit, uns selbst zu organisieren, um in eigener Verantwortung die Gesundheitsversorgung zu gewährleisten – das ist Selbstverwaltung. Es sind nicht irgendwelche Behördenköpfe, sondern wir selbst können mitgestalten, was in der Kammer entschieden wird. Das ist ein hohes Gut, aber auch eine Verpflichtung. Wenn sich niemand zur Wahl stellt, können unsere Interessen nicht vertreten werden.

     

    Ist das Ehrenamt in der Kammerversammlung mit einem zeitintensiven Arbeitsalltag wie dem Ärzteberuf zu vereinbaren?
    Die Kammerversammlung tagt dreimal im Jahr mittwochs in Bad Segeberg. Die Termine werden am Jahresbeginn festgelegt. Ich denke, dass ist grundsätzlich mit dem Arbeitsalltag vereinbar. Unsere Demokratie lebt von dem Engagement für unseren Berufsstand. Außerdem ist die Teilnahme ja keine verschwendete Zeit. Bei jedem Treffen mit den Berufskolleginnen und -kollegen findet auch ein Austausch mit fachübergreifenden Perspektiven statt. Falls wirklich mal keine Zeit ist, an einem Termin der Kammerversammlung teilzunehmen, springt die Vertretung ein. Dass beide Delegierten keine Zeit haben, ist auch mal möglich, aber in den vergangenen Jahren äußerst selten vorgekommen.

     

    Lohnt sich das Engagement in der Kammerversammlung? Nennen Sie uns einige Erfolge, die die Kammerversammlung bisher erzielt hat.
    Das Ehrenamt in der Kammerversammlung lohnt sich, weil die Ärztinnen und Ärzte durch ihre Mitarbeit unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung unseres Berufsstandes haben. Die Kammerversammlung hat sich für eine transparentere Weiterbildungskultur eingesetzt und die novellierte Weiterbildungsordnung verabschiedet. Weiterbildung bleibt natürlich ein großes Thema in der Kammerversammlung, besonders auch das Thema Weiterbildungszeiten. Gerade dafür ist die Mitarbeit junger Ärztinnen und Ärzten des Marburger Bundes so wichtig, da viele Mitglieder direkt davon betroffen sind.

    Im Rahmen der Weiterbildung hat die Kammerversammlung auch die Änderung der Gebührenordnung beschlossen. Seit 2018 ist die erste Facharztprüfung gebührenfrei.

    Außerdem lautet ein Beschluss der Kammerversammlung, die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit zum Leitmotiv in der Kammerarbeit zu machen. Klimaschutz bedeutet auch Gesundheitsschutz. Deshalb wird auch dem Handeln der Ärzteschaft in den Themen des Klimaschutzes eine besondere Vorbildfunktion zugeordnet. Auch hier gilt also: Wer sich engagiert, kann Rahmenbedingungen mitgestalten und bekommt sie nicht übergestülpt.

     

    Wie lautet Ihr Tipp an die Kolleginnen und Kollegen, die eine Kandidatur erwägen?
    Es ist wichtig, sich in den Gremien der Ärztekammer wie der Kammerversammlung, dem Vorstand oder in den Ausschüssen zu engagieren. Dadurch ist nicht nur ein besserer Einblick in die Themen, die die Ärzteschaft betreffen, möglich, sondern man profitiert auch für sich selbst von dem Netzwerk der Ärztekammer. Es gilt, unseren Berufsstand zukunftsfähig inmitten der sich ständig ändernden berufs- und gesundheitspolitischen Anforderungen zu verankern. Wer soll dies tun, wenn nicht wir Ärztinnen und Ärzte selbst?

    Gerade die jungen Kolleginnen und Kollegen, die noch ihr ganzes Berufsleben vor sich haben, sollten sich einbringen.