Wie haben Sie selbst Ihre Weiterbildung erlebt?
Christoph Polkowski: Da ich zuerst die Weiterbildung Radiologie gemacht habe, dabei auch in der Kinderradiologie war und dann noch die Schwerpunktweiterbildung Neuroradiologie absolviert habe, bin ich sehr lange in Weiterbildung gewesen. Ein entscheidender Faktor für die Qualität der Weiterbildung sind nach meiner Erfahrung erfahrenere Ärztinnen und Ärzte, die einem etwas beibringen wollen und dafür auch Zeit haben.
Was macht eine gute Weiterbildung aus?
Christoph Polkowski: Ich denke, wichtig ist eine positive Grundeinstellung aller Beteiligten gegenüber der Weiterbildung, um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Spezifische Faktoren gibt es sehr viele, zum Beispiel Mentoring, eine Betriebskultur, in der Fragen gestellt werden können oder eine Rotationsplanung, die nicht nur auf das Lückenfüllen ausgerichtet ist, sondern auch auf die Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung abgestimmt wird.
Wo sehen Sie Defizite? Was muss sich ändern?
Christoph Polkowski: In der Neuordnung der Finanzierung des deutschen Gesundheitssystems müssen die Kosten für Weiterbildung besser eingeplant werden. Eine Untersuchung oder Behandlung, bei der jemand angeleitet wird, dauert verständlicherweise länger. Die Abteilungen, die sich diese Zeit für gute Weiterbildung nehmen, sollten nicht dafür abgestraft, sondern belohnt werden.
Welche Aufgabe hat die Kammer dabei?
Christoph Polkowski: Die Ärztekammern sollten hier Lobbyarbeit leisten. Ohne Nachwuchs wird die Gesundheitsversorgung in Zukunft schwierig. Kurzfristig kann man Geld sparen, wenn man mehr Leistungen mit weniger Personal erbringt. Langfristig wird man aber kein ausgebildetes Personal mehr haben und dann auch keine Leistungen mehr erbringen können.
Hat sich Weiterbildung in den letzten Jahren im Krankenhaus gewandelt?
Christoph Polkowski: Durch die neue Musterweiterbildungsordnung und die Umsetzung in den Ärztekammern hat sich einiges an den Formalitäten geändert. Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung müssen hier oft selber aktiv werden, zum Beispiel um den Weiterbildungsbefugten das E-Logbuch zu erklären.
Wofür wollen Sie sich in den kommenden fünf Jahren einsetzen? Welche Themen haben zu wenig Beachtung gefunden?
Christoph Polkowski: Der Anteil an Ärztinnen und Ärzten in Teilzeit nimmt stetig zu. Das betrifft auch Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung - gleichzeitig fehlen Fachärztinnen und Fachärzte. Es müssen also Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die Weiterbildung flexibler zu gestalten, ohne dass dabei Qualität eingebüßt wird.
Warum ist berufspolitisches Engagement wichtig?
Christoph Polkowski: Die Dinge ändern sich nicht von alleine. Man kann sich beim Abendessen über die Bedingungen aufregen. Man kann sich aber auch konstruktiv in Gremien einbringen und versuchen, Dinge zu verbessern.
Was wollen Sie in der Kammer voranbringen?
Christoph Polkowski: Die ärztliche Selbstverwaltung bietet viele Chancen. Sie sollte sich nicht in Bürokratie und Formalien verfangen, sondern sich an den Bedürfnissen der Ärztinnen und Ärzte ausrichten. Hier möchte ich insbesondere Themen der jungen Ärztinnen und Ärzte voranbringen.