„Wir müssen den Prozess der Novellierung der Approbationsordnung zum Anlass nehmen, intensiv über neue Medizinstudienplätze zu sprechen“, forderte Dr. Hans-Albert Gehle. Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung habe es in Deutschland 15.000 Studienplätze für Medizin gegeben, jetzt seien es noch knapp 10.000, bilanzierte der Kammerpräsident. „Da müssen wir wieder hinkommen, und wenn es nur Schritt für Schritt geht. Wenn die politisch Verantwortlichen in Nordrhein-Westfalen im Koalitionsvertrag eine Erhöhung der Studienplätze um 20 Prozent versprechen, müssen sie jetzt auch liefern.“
Schließlich müssten derzeit Ärztinnen und Ärzte aus anderen Ländern abgeworben werden, um die Patientenversorgung hierzulande aufrecht zu erhalten, diese würden dann natürlich in ihren Herkunftsländern fehlen. „Wir können unser Versorgungsproblem nicht einfach in andere Länder wegschieben.“ Trotzdem blieben Stellen in der Patientenversorgung unbesetzt, meinte Gehle. Für die ÄKWL ein „unhaltbarer Zustand, zumal Jahr für Jahr genügend Bewerberinnen und Bewerber für ein Studium der Humanmedizin in den Startlöchern stehen“.
Der Vorstand der ÄKWL bezieht sich in seiner Forderung auf einen vom Bundesministerium der Gesundheit Anfang Mai als Zwischenstand deklarierten neuen Referentenentwurf zur Approbationsordnung. Dieser enthält im Wesentlichen die zuvor in einer Bund-Länder-Gruppe konsentierten Änderungen. Im Kern geht es darum, die Umsetzungskosten der neuen Studienstruktur für die Länder zu senken. Doch auch in der Studienstruktur und im Ablauf soll es Änderungen geben.
„Wenn strukturelle Veränderungen auch die finanziellen Möglichkeiten eröffnen, mehr Medizinstudienplätze einzurichten, müssen wir dies unbedingt und rasch realisieren. Eine Konzentration auf Einspareffekte darf bei der Novellierung der Approbationsordnung nicht die Hauptrolle spielen. Das geht letztendlich auf Kosten der Versorgung.“ Außerdem warnt der ÄKWL-Präsident vor einem „Qualitätsverlust und der Bachelorisierung des Medizinstudiums“. Die geplante Zusammenlegung der beiden Teile des Ersten Abschnitts der ärztlichen Prüfung und die Verlegung in das sechste Fachsemester hören sich für Dr. Gehle „stark nach Bachelor-Studium“ an.