„Im letzten Jahr stieg die Zahl der Patienten trotz noch schwelender Corona-Pandemie wieder deutlich an. Wir freuen uns über diesen großen Vertrauensbeweis. Dieser bestätigt unser gutes Ranking in der Krankenversorgung. Gleichzeitig wurde die Universitätsmedizin Mainz vor eine Vielzahl von Herausforderungen gestellt. Das Jahresergebnis zollt diesem Umstand Rechnung“, erklärt der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer.
Als Beispiele nannte Univ.-Prof. Pfeiffer u. a. die hohen Kosten für Instandhaltung und Gebäudesanierungen und den Spagat zwischen universitärer Spitzenmedizin und lokaler Daseinsfürsorge als Stadtkrankenhaus. Er wies darauf hin, dass die Universitätsmedizin Mainz zudem in besonders hohem Maße und trotz vielfältiger Bemühungen noch stärker als in den Vorjahren mit dem Fachkräftemangel insbesondere in der Pflege zu kämpfen hatte, und dass stark gestiegene Kosten, beispielsweise im Energiebereich, zum Fehlbetrag beigetragen hätten.
„Leider weisen die meisten Krankenhäuser negative Ergebnisse auf. Das unterstreicht die Dringlichkeit einer Krankenhausreform. Wir als Universitätsmedizin haben besondere Aufgaben im Gesundheitswesen. Dies muss in Zukunft strukturell gefördert werden, damit wir unseren Aufgaben weiterhin gerecht werden können“, ergänzt Pfeiffer.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, Dr. Denis Alt, betonte, dass die erneute Steigerung der medizinischen Leistungen sowie der Drittmitteleinwerbungen die Stärken der Universitätsmedizin Mainz und das Vertrauen in sie aufzeigen würden. „Um die finanziellen Schwächen zu mildern, unterstützt das Land im Rahmen seiner Zuständigkeiten mit zusätzlichen Geldern, beispielsweise hinsichtlich der Energiekosten.“
„Unabhängig von all den Herausforderungen wird an der Universitätsmedizin hervorragende Arbeit geleistet. Hier vereinen sich Spitzenmedizin und Spitzenforschung. Um dies auch in Zukunft zu erhalten und auszubauen, werden wir in den kommenden Jahren mit rund 2,2 Milliarden Euro die Universitätsmedizin zu der modernsten und nachhaltigsten in ganz Deutschland modernisieren“, sagte Alt.
Mit der angestoßenen Organisationsüberprüfung werde eine gute Grundlade dafür geschaffen, dass der neue Vorstand ab kommendem Frühjahr die Prozesse innerhalb der Universitätsmedizin optimieren könne. „Dies ist dringend notwendig, wenn die Universitätsmedizin ihrem Anspruch als Top-Standort für Medizin und Forschung auch in Zukunft gerecht werden will“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende.
Das Jahr 2022 der Universitätsmedizin Mainz in Zahlen
Aus den Krankenhausleistungen wurden Erlöse in Höhe von rund 507 Millionen Euro generiert. Gegenüber 2021 mit 487 Millionen Euro bedeutet dies eine Steigerung um 4,2 Prozent. Der Schweregrad der geleisteten Behandlungen wird durch den Case-Mix-Index angegeben: Dieser ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 0,03 Punkte gesunken und beträgt 1,21 im Jahr 2022 (72.282 Case-Mix-Punkte; 59.963 DRG-Fälle).
Der Zuspruch der Patienten war auch im Jahr 2022 hoch. Die Mitarbeitenden der Universitätsmedizin Mainz haben rund 60.000 Patienten stationär behandelt – und somit gut 950 Menschen mehr (+1,6 Prozent) als 2021 (59.009 Fälle). Auch die Inanspruchnahme von ambulanten Leistungen stieg: Beispielsweise von 117.472 Fällen im Jahr 2021 auf 125.280 ambulante Patienten im Jahr 2022 in unseren Hochschulambulanzen. Mit dem Anstieg der ambulanten Fallzahlen erhöhten sich auch die Erlöse aus diesen und weiteren ambulanten Leistungen: Sie belaufen sich für das Jahr 2022 auf rund 42 Millionen Euro, und damit auf knapp acht Prozent mehr als 2021 (rd. 39 Mio. Euro).
Für 8.698 Mitarbeitende (Stichtag 31.12.2022; Jahresdurchschnitt 8.640) war die Universitätsmedizin Mainz im Jahr 2022 der Arbeitgeber. Damit bewegt sich die Anzahl annähernd auf Vorjahresniveau (+8 MA/+0,1 Prozent). Die Anzahl der im Jahr 2022 beschäftigten Vollkräfte wuchs um 33 VK – vornehmlich im patientennahen Bereich – auf insgesamt 5.997 (2021: 5.964; 2020: 5.866).
Für das gesamte Personal wendete die Universitätsmedizin Mainz im Jahr 2022 rund 539 Millionen Euro auf und damit 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr 2021. Einflussfaktor für die erhöhten Personalaufwendungen waren u.a. die mit den Gewerkschaften ver.di und Marburger Bund vereinbarten Tariferhöhungen des nunmehr noch attraktiveren Haustarifvertrags der Universitätsmedizin Mainz.
Der Materialaufwand ist um rund 19 Prozent auf rund 333 Millionen Euro gestiegen (2021: rd. 280 Mio. Euro). Treiber für diese Entwicklung waren in besonderem Maße Aufwendungen für Energie und den medizinischen Sachbedarf.
Eine hohe Summe musste 2022 auch für Instandhaltungen aufgewendet werden. Außerplanmäßige Sanierungen führten zu einem Anstieg der Instandhaltungskosten auf rund 37,3 Millionen Euro von rund 31,4 Millionen Euro im Jahr 2021.
Die Höhe der eingeworbenen Drittmittel beläuft sich für das Jahr 2022 auf 68,3 Millionen Euro. Dies bedeutet einen Rückgang um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (74 Mio. Euro). 2021 war jedoch hinsichtlich der Drittmittel von Einnahmen durch COVID-19-bedingte Studien gekennzeichnet. Im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie (2019: 61,7; 2018: 59,3; 2017: 51,9 Mio. Euro) ist für das Jahr 2023 ein erfreulicher Anstieg zu verzeichnen.
Vor dem Hintergrund des wachsenden Biotechnologiestandorts Mainz mit den wichtigen Bereichen Immunologie und Personalisierte Medizin, Tumorforschung und Alternsforschung haben auch der neue Sonderforschungsbereich an der Universitätsmedizin Mainz SFB/TRR 355 über Grundlagen für maßgeschneiderte Immuntherapien und zwei weitere bewilligte Mainzer biomedizinische SFBs einen besonderen Stellenwert.
Insgesamt war die Universitätsmedizin Mainz im Jahr 2022 an zwölf Sonderforschungsbereichen beteiligt. Für die Lehre kann unter anderem auf den Erfolg des Medizincampus Trier verwiesen werden. Die verfügbaren Studienplätze werden dankbar angenommen und die Resonanz ist sehr positiv.
Ausblick 2023
Auch im Jahr 2023 wird die finanzielle Situation der Universitätsmedizin Mainz angespannt bleiben. Es zeichnet sich ab, dass insbesondere weiterhin anhaltende Kostensteigerungen und Personalengpässe zu einem Jahresfehlbetrag 2023 führen werden, der die Summe von 57 Millionen Euro übersteigen wird.
Um mittel- und langfristig die Kehrtwende zu schaffen, bleiben die Umsetzung des Baumasterplans und die damit verbundenen wichtigen strukturellen Prozesse der Ambulantisierung und Zentrenbildung wesentliche strategische Ziele. Es gilt, die vom Land Rheinland-Pfalz bewilligten rund zwei Milliarden Euro für die Neugestaltung der Universitätsmedizin Mainz effektiv einzusetzen und moderne Gesundheitsversorgung, innovative Forschung und bauliche Nachhaltigkeit für die Universitätsmedizin Mainz der Zukunft zu vereinen.