Helios wirft Schlosser vor, am Ende eines 24-Stunden-Bereitschaftsdienstes einen Arbeitszeitbetrug im Umfang von 28 Minuten begangen zu haben. Dieser Vorwurf ist nach Ansicht des Marburger Bundes haltlos, und die Art und Weise der erhobenen Anschuldigungen gegen Schlosser sowie der zeitliche Zusammenhang zu den Tarifverhandlungen mit Helios und den Streiks im vergangenen Jahr legen den Verdacht nahe, dass Helios mit der Kündigung der Ärztin ein Exempel statuieren wollte. Bereits im Jahr 2021 hatte Helios in zeitlichem Zusammenhang mit der Tarifauseinandersetzung Schlosser erfolglos einen Arbeitszeitbetrug vorgeworfen.
„Wer sich in einer Gewerkschaft engagiert und sich für die Belange des Kollegiums stark macht, nimmt ein Grundrecht wahr und darf nicht abgestraft werden“, sagt Dr. Pedram Emami, 1. Vorsitzender des Marburger Bund Hamburg. „Wir wehren uns gegen diese Ungerechtigkeit und wollen die wahren Beweggründe für die Kündigung ans Licht bringen.“ Die Gewerkschaften ver.di Hamburg und IG Metall Region Hamburg haben in dieser Sache ausdrücklich ihre Solidarität bekundet.
Der vom Gericht ursprünglich angesetzte Kammertermin am 21. November 2023 musste von Amts wegen verschoben werden, da Helios kurzfristig einen sehr umfangreichen Schriftsatz eingereicht hatte. „Wir erleben hier meines Erachtens eine gezielte Verzögerungs- und Zermürbungstaktik durch Helios“, sagt Katharina von der Heyde, Geschäftsführerin des MB Hamburg und Prozessbevollmächtigte von Franziska Schlosser. „Dieser Umstand ist insbesondere für die Klägerin sehr bedauerlich. Sie möchte endlich eine Klärung erreichen und als Ärztin weiterarbeiten.“
Der Kammertermin im Arbeitsgericht Hamburg am 23. Januar ist öffentlich.
- Gewerkschaftsübergreifende Solidarität (12. Dezember 2023)
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