„Die angestellten Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus Tabea stehen im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen in anderen Hamburger Krankenhäusern mit arztspezifischen Tarifverträgen deutlich schlechter da“, betont Dr. Pedram Emami, 1. Vorsitzender des Marburger Bund Hamburg. „Es sollte auch im Interesse von Tabea sein, sich in Zeiten des Ärztemangels nicht als Schlusslicht in Hamburg zu positionieren.“
Das Krankenhaus Tabea lehnt Tarifverhandlungen u.a. mit der Begründung ab, „moralisch, aber auch vertraglich zur Fortsetzung der christlichen Tradition verpflichtet zu sein“, wozu auch die Anwendung von Arbeitsvertragsrichtlinien gehöre. „Wir vermuten, dass vielmehr finanzielle Erwägungen der wahre Grund sind, warum man sich bisher gegen einen arztspezifischen Tarifvertrag gesträubt hat“, sagt Katharina von der Heyde, Geschäftsführerin des Marburger Bund Hamburg. Der Marburger Bund Hamburg hat im Übrigen auch mit (tatsächlich) in kirchlicher Trägerschaft befindlichen Krankenhäusern bereits einen Tarifvertrag abgeschlossen.
„Ohne einen Tarifvertrag verstoßen Arbeitszeiten – auch mit Bereitschaftsdienst und Rufbereitschaft – über zehn Stunden täglich und über durchschnittlich 48 Stunden wöchentlich gegen das Arbeitszeitgesetz“, weist von der Heyde hin. „Das Krankenhaus Tabea bewegt sich hier also auf dünnem Eis.“
Am Warnstreik am 7. Februar in Hamburg-Blankenese werden sich voraussichtlich rund 50 Ärztinnen und Ärzte beteiligen. Darüber hinaus werden fünf weitere Häuser der Artemed Gruppe in Baden-Württemberg und Bayern zeitgleich bestreikt.
Zum Hintergrund:
Der private Klinikbetreiber Artemed SE kaufte in den vergangenen Jahren systematisch Krankenhäuser auf. Der Umstand, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – darunter Ärztinnen und Ärzte – finanziell betrachtet in Summe deutlich unter Tarifniveau vergütet werden und auch bei den Arbeitsbedingungen im Vergleich zu Kliniken, in denen ein MB-Tarifvertrag gilt, schlechter gestellt sind, trägt vermutlich maßgeblich zu dem durch den Konzern generierten Gewinn bei. Betroffene Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Artemed-Kliniken meldeten sich deshalb bei ihrem zuständigen MB-Landesverband mit dem Wunsch, einen MB-Tarifvertrag mit Artemed zu verhandeln.