• Ärztinnen und Ärzte des Krankenhauses Tabea demonstrieren in Blankenese

    Warnstreik am 9. April
    10.April 2024
    Hamburg
    Am 9. April zogen Ärztinnen und Ärzte des Krankenhauses Tabea lautstark durch Hamburg-Blankenese, um einen arztspezifischen Tarifvertrag von ihrem Arbeitgeber zu fordern. „Wir sind es wert! Tarifvertrag jetzt!“, riefen sie und erhielten viel Zustimmung von Passanten.
    Ärztinnen und Ärzte des Krankenhauses Tabea ziehen durch Blankenese
    Ärztinnen und Ärzte des Krankenhauses Tabea ziehen durch Blankenese

    In nahezu allen Hamburger Kliniken sind arztspezifische Tarifverträge Standard und bieten den Ärztinnen und Ärzte mehr Transparenz und Verbindlichkeit. Neben der Vergütung für die Regelarbeitszeit sind darin auch Wochenendarbeit, Nachtarbeit, Bereitschaftsdienst und Rufbereitschaft klar geregelt. Doch das zur Artemed SE gehörende Krankenhaus Tabea hatte sich bisher geweigert, auf die Forderungen der ärztlichen Belegschaft einzugehen und Verhandlungsgespräche mit dem Marburger Bund zu führen. Dies wurde unter anderem mit seiner „kirchlichen Tradition“ begründet.

    „Ist Artemed eine Kirche?“, fragte deshalb Dr. Hans-Christoph Kühnau, Mitglied der Kleinen Tarifkommission des Marburger Bundes, die streikende Ärzteschaft auf dem Erik-Blumenfeld-Platz am S-Bahnhof Blankenese. Nirgends gäbe es bei Artemed Hinweise auf eine kirchliche Trägerschaft – ganz davon abgesehen, dass dies kein Hinderungsgrund für einen MB-Tarifvertrag wäre. Andere tatsächlich in kirchlicher Trägerschaft befindliche Hamburger Krankenhäuser wie das Albertinen Krankenhaus hätten bereits seit vielen Jahren einen Tarifvertrag mit dem Marburger Bund abgeschlossen.  

    „Lassen Sie sich nicht mit leeren Versprechungen abspeisen! Lassen Sie sich nicht spalten! Und bleiben Sie bei Ihrer Forderung!“, ermutigte Katharina von der Heyde, Geschäftsführerin des Marburger Bundes Hamburg, die betroffenen Ärztinnen und Ärzte. Sie erinnerte daran, dass das Krankenhaus Tabea wenige Tage vorher noch versucht hatte, die Streikausfälle durch den Einsatz von Leiharbeitskräften zu kompensieren. Dies konnte der Marburger Bund erfolgreich in einem gerichtlichen Eilverfahren vor dem Arbeitsgericht am Abend davor verhindern. „Wir setzen uns auch weiter für Sie ein, damit Sie Ihren Tarifvertrag bekommen!“

    Zum Hintergrund

    Zum privaten Klinikbetreiber Artemed SE gehören laut eigenen Angaben 19 Krankenhäuser sowie mehrere ambulante Zentren. Der Umstand, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – darunter Ärztinnen und Ärzte – finanziell betrachtet in Summe deutlich unter Tarifniveau vergütet werden und auch bei den Arbeitsbedingungen im Vergleich zu Kliniken, in denen ein MB-Tarifvertrag gilt, schlechter gestellt sind, trägt vermutlich maßgeblich zu dem durch den Konzern generierten Gewinn bei. Betroffene Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Artemed-Kliniken meldeten sich deshalb bereits im Frühjahr 2023 bei ihrem zuständigen MB-Landesverband mit dem Wunsch, einen MB-Tarifvertrag mit Artemed zu verhandeln. Ein erster landesübergreifender Warnstreik erfolgte am 7. Februar 2024. Um den Forderungen nach einem bundesweiten Tarifvertrag mehr Nachdruck zu verleihen, haben die Tarifgremien des Marburger Bundes beschlossen, die Zuständigkeit für Verhandlungen dem Tarifreferat des Marburger Bund Bundesverbandes zu übertragen. Auch Ärztinnen und Ärzte des St. Josefskrankenhauses Freiburg und des Loretto-Krankenhauses Freiburg beteiligten sich am Warnstreik am 9. April 2024.