• „Wir wollen keine Meinung vorgeben, sondern aufklären“

    Studi-Initiative „Aufklärung gegen Tabak“
    14.Mai 2024
    Hannover
    Welche Auswirkungen hat das Rauchen auf den Körper und warum lohnt es sich, darauf zu verzichten? Die studentische Projektgruppe „Aufklärung gegen Tabak“ (AgT) in Hannover bietet insbesondere für Kinder und Jugendliche an Schulen Präventionsangebote an. Mit dem Podcast „Raucherecke“ hat AgT ihre Zielgruppe deutlich erweitert. Anna Dierking, MB Niedersachsen, hat mit Gloria Sophie Richter und Julia Nießen über ihren Einsatz bei AgT und das Projekt gesprochen.
    Seit mehreren Jahren bei AgT aktiv: Gloria Sophie Richter und Julia Nießen. Foto: AgT
    Seit mehreren Jahren bei AgT aktiv: Gloria Sophie Richter und Julia Nießen. Foto: AgT

    Wofür macht sich die Initiative „Aufklärung gegen Tabak“ stark? Und was ist Eure Motivation, Euch hier zu engagieren?

    Julia: AgT ist eine studentische, ehrenamtliche Projektgruppe. Wir engagieren uns für mehr Aufklärung zum Thema Tabak. Das Kernziel von AgT ist die Aufklärungsarbeit an Schulen: Wir informieren die Schüler*innen vor Ort umfassend rund ums Thema Tabak und Rauchen. Dabei wollen wir nicht eine Meinung vorgeben, sondern aufklären, damit die Schüler*innen sich ihre eigene Meinung bilden können und hoffentlich zu dem Schluss kommen, dass das Nichtrauchen sehr viel besser für ihre Gesundheit ist, als das Rauchen. Es geht uns darum, Menschen früh im Leben zu erreichen, möglichst bevor sie Tabakprodukte konsumieren oder zumindest, bevor das Rauchen zur Gewohnheit wird oder sie eine Abhängigkeit entwickeln.

    Mittlerweile haben wir unsere Arbeit ausgeweitet, sind zum Beispiel auch in der Erwachsenenbildung unterwegs und produzieren unseren Podcast für alle Alters- und Bevölkerungsbereiche.

    Wir alle von AgT kommen aus der Medizin, in der es natürlich viel um die Behandlung von Krankheiten, heutzutage aber auch immer mehr um die Prävention derer geht. Und genau das finden wir so wichtig: Am besten fängt man so früh wie möglich an. Dafür ist Aufklärung in meinen Augen essentiell, denn jede*r sollte eine bewusste und informierte Entscheidung treffen können.

    An diesem Konzept gefällt uns besonders, dass wir hier mit unserer Arbeit tatsächlich etwas bewirken können.

    Wenn wir auch nur eine Person davon überzeugen, mit dem Rauchen gar nicht erst anzufangen oder damit aufzuhören, dann haben wir schon viel erreicht.

     

    Wie kam es zu dem Podcast „Raucherecke“ und wen wollt Ihr damit erreichen?


    Gloria: Unsere Projektgruppe, die im Rahmen von Schulbesuchen anhand von Präsentationen und Seminaren Primärprävention bei Kindern und Jugendlichen leistet, wurde in ihrer Arbeit aufgrund der Covid-Epidemie stark eingeschränkt. Aus dem Wunsch, dennoch weiter aufzuklären, ist die Idee zum Podcast entstanden. Dieser war coronakonform sehr gut möglich, da wir die Interviews mit den Expert*innen online führen und die Treffen für Recherche und Brainstorming per Videocall abhalten konnten.

    Da wir unsere Inhalte in den Schulbesuchen auf die Zielgruppe 7. - 8. Klasse anpassen, sahen wir den Podcast als Chance, eine größere Zielgruppe, nämlich Menschen mit Interesse an medizinischen Inhalten, Menschen, die versuchen mit dem Rauchen aufzuhören und viele mehr zu erreichen. Wir wollen wissenschaftlich fundiert Themen rund um das Rauchen besprechen und so den Hörer*innen eine Quelle zur Verfügung stellen, anhand derer sie sich auf einfachem Wege informieren können.

     

    Welche Themen habt Ihr gemeinsam mit den Expert*innen bereits aufgegriffen?

    Julia: Wir bemühen uns, die Inhalte im Podcast sehr breit zu fächern und möglichst viele Menschen zu erreichen. Gestartet sind wir mit dem Thema “Rauchstopp und Entwöhnung”, weil es für viele Zuhörende sicherlich von Relevanz ist. Danach haben wir uns gemeinsam mit einem Pharmakologen die Inhaltsstoffe einer Zigarette näher angeschaut. Superwichtig finde ich auch das Thema Umwelt, dem wir uns dann gewidmet haben. Denn viele Raucher*innen wissen gar nicht, wie viel die Zigarette mit der Umwelt zu tun hat. Danach ging es über Themen wie Prävention zu den Auswirkungen des Rauchens auf verschiedene Organsysteme über. Hierbei haben wir uns auch über die aktuelle Hanse-Studie (1) genauer informiert. Daran kann man zum Beispiel sehen, dass wir auch immer versuchen, allen Hörer*innen die aktuelle wissenschaftliche Lage näherzubringen. Weiter ging es nun mit den Auswirkungen des Rauchens auf das Herz.

    Ende letzten Jahres ging die achte Folge des Podcast über die Auswirkungen auf das Gehirn online.

    Wir arbeiten derzeit parallel an drei neuen Folgen, in denen wir das Rauchen in der Schwangerschaft beleuchten, auf E-Zigaretten, Snus und Vaping eingehen und letztlich auch dem Thema Marihuana eine größere Aufmerksamkeit widmen wollen. 

     

    Gibt es eine Folge, die Euch besonders in Erinnerung geblieben ist? Warum?

    Gloria: Mir persönlich ist meine erste selbst moderierte Folge besonders in Erinnerung geblieben. Zum einen sicherlich, weil ich sehr aufgeregt war, das erste Mal selbst zu moderieren. Zum anderen, weil die Interview-Gästin Sonja von Eichborn, Gründerin des Projekts Unfairtobacco, war und uns über die Auswirkungen der Tabakproduktion auf die Umwelt aufgeklärt hat. Ich durfte mich im Rahmen des Podcast mit Themen auseinandersetzen, mit denen ich vorher keine so starken Berührungspunkte hatte. In der Vorbereitung, aber auch in dem Interview mit Frau von Eichborn, habe ich viel Neues gelernt und konnte meinen Horizont erweitern. Letzteres ist ein Punkt, den ich besonders an dem Podcast und der Arbeit dafür schätze.

     

    Ganz praktisch: Wie wird eine Folge realisiert? Und wie viel Arbeit steckt darin?

    Julia: Wir fangen nach dem Brainstorming für die neue Folge meist direkt mit der Recherche an, bei der jede*r an unterschiedlichen Themen arbeitet. Die Ergebnisse stellen wir uns dann gegenseitig vor, damit alle auf einem Stand sind und wir zum Beispiel auch Studien diskutieren können. Parallel schreiben wir eine*n Expert*in an und planen die Aufnahme. Am Aufnahmetag selber haben wir die Fragen aus einem Vorgespräch und unserer Recherche parat und nehmen dann circa 30 bis 45 Minuten auf. Danach wird geschnitten, es werden passende Texte geschrieben und dann geht alles online.

    Wie habt Ihr Euch mit der Technik vertraut gemacht? 

    Gloria: Kurz und knapp: Learning by doing. Darüber hinaus haben wir einige tolle, engagierte Mitglieder und jede*r hat Skills mitgebracht oder erlernt, ohne die der Pod-cast nicht möglich gewesen wäre. Eine*r kannte sich mit einem Programm für den Schnitt aus, ein*e weitere*r hatte Kontakte zum AStA der MHH, von denen wir uns Mi-krophone und Aufnahmegeräte ausleihen durften und konnte diese bedienen und wieder jemand anderes kannte jemanden, wodurch wir ein Logo, ein Intro für den Podcast, … kreieren konnten. Diese Herausforderungen, die ganz anders als die im Studium sind, finde ich total spannend. 

    Welche Pläne habt Ihr für Euren Podcast „Raucherecke“? 

    Gloria: Momentan arbeiten wir, wie erwähnt, gleichzeitig an drei neuen Folgen. Wir haben so viele Themen im Blick, die wir noch behandeln und spannende Expert*innen, die wir dazu interviewen wollen, das steht uns also noch bevor. Wir sind gerade dabei, ein Moderationstraining zu organisieren und dank Möglichkeiten wie diesem Interview mehr Reichweite zu erlangen. Der Podcast ist eine Herzensangelegenheit von einer tollen Gruppe Studierender, demnach würde ich mir natürlich auch wünschen, dass er weiter Bestand hat, auch wenn einige aufhören, da sie mit dem Studium fertig sind. Dafür versuchen wir, immer neue Mitglieder zu akquirieren und unser Wissen schriftlich für künftige Aktivitäten festzuhalten. Wir erklären beispielsweise step-by-step den Workflow, was man vor der Aufnahme klären muss, wie die Technik funktioniert, den Schnitt, welche Mails wie geschrieben werden müssen, ... So wollen wir den Podcast auch in Zukunft erhalten und den Einstieg für neue Mitglieder so einfach wie möglich gestalten. Leider wird Aufklärung zum Thema Rauchen, wie wir zum Beispiel anhand von Ergebnissen der DEBRA-Studie (2) sehen, immer wichtiger. Erschreckend waren hier die Zahlen der 14 bis 17-Jährigen: Hier verdoppelte sich fast die Zahl der Rauchenden in 2021 von 8,7 % auf in 2022 15,9 %! Unsere Motivation weiterzumachen ist also hoch.

     

    Wenn jemand Lust hat, bei Euch mitzumachen – sei es bei Aktionen von „AgT“ oder auch speziell beim Podcast – was soll er oder sie am besten tun?

    Julia: Am besten schreibt ihr uns einfach eine E-Mail unter agt@mhh-asta.de. Wir freuen uns über jede*n, der oder die mitmachen möchte! Wie ihr gesehen habt, könnt ihr euch bei uns wirklich auf jeglicher Ebene - sei es in der Ideensammlung, Recherche, der Moderation oder auch in der Technik, beim Schnitt - engagieren. Anregungen und Ideen oder auch Tipps für neue Podcast-Gesprächspartner*innen sind uns immer willkommen! Wir sind ein tolles Team aus Studierenden aus allen Jahrgängen der MHH und freuen uns immer über Interessierte!

     

    Herzlichen Dank Euch beiden für das Gespräch!

    (1) Mehr zur HANSE Studie: https://www.hanse-lungencheck.de/

    (2) Mehr zur erwähnten Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) Studie: https://www.debra-study.info/

     

     

    Zu den Gesprächspartnerinnen: Gloria Sophie Richter und Julia Nießen studieren Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover im 12. bzw. 10. Semester, davon haben beide je ein Jahr in der Forschung verbracht. Julia ist seit rund vier und Gloria seit etwa fünf Jahren bei der Initiative „Aufklärung gegen Tabak“ dabei.


    Zum Podcast 
    „Raucherecke“https://open.spotify.com/show/53PPV6KZPxtddAJfju7H9w
     

    Kontakt: agt@mhh-asta.de
    https:
    //gegentabak.de/universitaet-hannover/
    Instagram: agt_hannover

     


    Der Marburger Bund Niedersachsen freut sich, die AgT-Studierenden regelmäßig bei ihren wichtigen Einsätzen zu unterstützen!