• Ärzte-Ausbildung statt Arbeitskraft-Ausbeutung!

    Pressemitteilung
    Aktionstag Faires PJ
    20.Juni 2024
    Dresden/Leipzig
    Im Praktischen Jahr (PJ), dem letzten Abschnitt des Medizinstudiums, soll die Ausbildung am Krankenbett im Mittelpunkt stehen. Doch die Bedingungen im PJ sind verbesserungswürdig: Viele PJ-Studierende werden als billige Arbeitskräfte für nicht primär ärztliche Aufgaben eingesetzt. Der Marburger Bund (MB) Sachsen unterstützt deshalb die Fachschaften der Medizinstudierenden an den Medizinischen Fakultäten in Dresden und Leipzig. Sie fordern dieser Tage im Rahmen der Aktionswoche „Faires PJ“ der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bvmd) mit Demonstrationen und Kundgebungen bessere Bedingungen im PJ.
    Kundgebung beim Aktionstag Faires PJ am 21. Juni 2024 in Leipzig (Redner: Felix Brücken-Thielmeyer, Mitglied des Sprecherrats der Studierenden des MB)
    Kundgebung beim Aktionstag Faires PJ am 21. Juni 2024 in Leipzig (Redner: Felix Brücken-Thielmeyer, Mitglied des Sprecherrats der Studierenden des MB)

    Mehr als die Hälfte der Medizinstudierenden im Praktischen Jahr verbringt 40 bis 50 Stunden pro Woche in der Klinik, auch Dienste in der Nacht und an Wochenenden sind keine Seltenheit. Die angehenden Ärztinnen und Ärzte erhalten dafür keine oder nur eine geringe Aufwandsentschädigung. Viele sind auf finanzielle Unterstützung der Familie angewiesen und rund ein Drittel muss neben dem Vollzeiteinsatz in der Klinik noch einem Nebenjob nachgehen1. Für die Vorbereitung auf das Dritte Staatsexamen, das sich ans PJ anschließt, bleibt vielen wenig Zeit.

    Der MB Sachsen unterstützt anlässlich der Aktionswoche „Faires PJ“ (17. bis 21. Juni) die Forderungen der Medizinstudent/-innen in Dresden und Leipzig. Auf Initiative der Fachschaft Medizin/Zahnmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden demonstrierten am 18. Juni die Dresdner Medizinstudent/-innen für bessere Bedingungen im PJ. Für Freitag, den 21. Juni, hat der Fachschaftsrat der Medizinstudierenden Leipzig (StuRaMed) seine Demonstration mit Kundgebung im Umfeld der Uniklinik Leipzig angekündigt. „Die jüngsten Erfolge in Sachsen-Anhalt haben gezeigt, dass wir viel erreichen können, wenn wir gemeinsam laut sind. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Bevölkerung und damit die Patient*innen von den prekären Ausbildungsbedingungen all der PJler*innen erfahren, von denen sie tagtäglich behandelt werden“, so Lukas Röhrig, Sprecher des Fachschaftsrats Medizin der Universität Leipzig.

    Die Studierenden fordern Standards für die Lehre im PJ und für eine gute Prüfungsvorbereitung mindestens vier Wochen Abstand zwischen dem Ende des Praktischen Jahres und dem dritten Staatsexamen, sowie eine Trennung von Krankheits- und Fehltagen. Die aktuelle Regelung in der Approbationsordnung für Ärzte (ÄApprO) sieht lediglich eine Pauschale von 30 Fehltagen vor, in der auch krankheitsbedingte Fehlzeiten erfasst werden. Gefordert wird zudem eine bundesweite Aufwandsentschädigung mindestens in Höhe des BAföG-Höchstsatzes. Zu wenig, findet der MB: Die Delegierten der Hauptversammlung haben am 5. Mai 2024 die Bundesländer dazu aufgefordert, im Zuge der Reform der neuen Approbationsordnung eine bundesweit einheitliche Aufwandsentschädigung in Höhe von mindestens 1.500 Euro für Studierende im Praktischen Jahr zu implementieren.

    „PJler sind keine billigen Arbeitskräfte! Für eine gute Gesundheitsversorgung in der Zukunft brauchen die Medizinstudierenden im Praktischen Jahr eine hervorragende Ausbildung am Patientenbett und angemessene Rahmenbedingungen“, fordert Torsten Lippold, Erster Vorsitzender des MB Sachsen.

    „Veränderungen im Praktischen Jahr sind längst überfällig. Dabei dürfen sich die Bundesländer nicht hinter dem Bund verstecken. Auch wenn die derzeitige ÄApprO einer Reform bedarf, können die Rahmenbedingungen fürs PJ schon heute durch die Bundesländer verbessert werden. Dass es geht, zeigt der Nachbar Sachsen-Anhalt: Nach Protesten und durch aktive Mitarbeit studentischer Vertreterinnen und Vertreter aus Halle und Magdeburg kam es zu substantiellen Verbesserungen. In Sachsen-Anhalt erhalten die Studierenden im PJ mittlerweile fast flächendeckend den BAföG-Höchstsatz. Ein Abstand von mindestens 30 Tagen zwischen dem PJ-Ende und der M3-Prüfung sowie die Überarbeitung der Fehlzeitenregelung sind laut Regierungskoalition ebenfalls in Planung“, berichtet Felix Bücken-Thielmeyer, Mitglied des Sprecherrats der Studierenden des Marburger Bundes und PJ-Student an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

    Am 21. Juni unterstützt der Marburger Bund Sachsen die Demonstration „Aktionstag Faires PJ“ des StuRaMed an der Kanonenteichanlage in Leipzig auch vor Ort mit einem Verpflegungsstand für die Studierenden.

    TERMINHINWEIS

    .Demo „Aktionstag Faires PJ“ des Fachschaftsrats der Medizinstudierenden Leipzig (StuRaMed)

    • 21. Juni 2024
    • 14:00 bis ca. 18:00 Uhr
    • Johannisplatz/Kanonenteichanlage Leipzig

    Ablauf

    • 14:00 Uhr Auftaktkundgebung am Johannisplatz
    • anschließend: Demo über den Ostplatz zur Kanonenteichanlage (Talstraße/Ecke Liebig- und Brüderstraße, 04103 Leipzig)
    • ca. 15:30 Uhr Kundgebung in der Kanonenteichanlage

    Redner*innen ab 15:30 Uhr/Kanonenteichanlage

    • Felix Bücken-Thielmeyer (Mitglied Sprecherrat der Studierenden im Marburger Bund, PJ-Student)
    • Statements von PJler*innen der Universität Leipzig
    • Christian Baxmann (NOME BVMD & Mitglied des Fachschaftrat für Medizin, StuRaMed)
    • Susanne Schaper (Vorsitzende Ausschuss für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt im Sächsischen Landtag, Landesvorsitzende Die Linke in Sachsen)
    • Dr. Claudia Maicher (Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft, Hochschule, Medien, Kultur und Tourismus, Bündnis 90/Die Grünnen)

    Ansprechpartner*innen für Interviews

    • Christian Baxmann und Pascal Lemmer (bvmd)
    • Anne Künzel, Lukas Röhrig und Ella Säger (StuRaMed)
    • Felix Bücken-Thielmeyer (Marburger Bund)

    Social Media-Account (mit Live-Updates während der Demo)