
In einer gemeinsamen Pressekonferenz erneute auch der Präsident der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Dr. med. Günther Matheis, seine Forderung nach Einführung der Widerspruchslösung. Günther Matheis verwies zudem auf die besondere Bedeutung der Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern.
„Organspenden sind eine Herausforderung für Kliniken, die ohnehin immense strukturelle und finanzielle Probleme haben. Jede Klinik muss einen Transplantationsbeauftragten benennen, die spezielle Qualifikationen erwerben müssen. Sie sind für die Erkennung von potentiellen Spendern im Klinikalltag unverzichtbar. Sie können die nötigen Mechanismen im komplexen Prozess der Organspende schaffen und erforderliche Entscheidungen treffen. Sie begleiten vor allem auch die Angehörigen am Lebensende des Spenders. Transplantationsbeauftragte können so als unverzichtbare Akteure ganz wesentlich dazu beitragen, die Zahl der Spender zu erhöhen“, unterstrich Dr. med. Günther Matheis.
„Oft wurde in den betroffenen Familien niemals über das Thema Tod und Organspende gesprochen“, resümierte die geschäftsführende Ärztin der DSO-Region Mitte, PD Dr. med. Ana Paula Barreiros. Daher dürfe es nicht überraschen, dass die Ablehnungsquote bei 80 Prozent liege. Die Konsequenzen belegen ernüchternde Zahlen: In Rheinland-Pfalz gab es im Vorjahr nur 35 Organspender, aber 386 Patienten auf der Warteliste. Barreiros appelliert: „Tod und Trauer sollten wir mehr in die Mitte unserer Gesellschaft bringen und weniger Angst davor haben. Es ist wichtig, dass sich die Gesellschaft diesem Thema öffnet.“
„Organspende ist eine medizinische Erfolgsgeschichte“, berichtete der Transplantationschirurg Univ.-Prof. Dr. med. Hauke Lang aus der Universitätsmedizin Mainz. „Fünf Jahre nach der Transplantation einer Niere leben noch 90 Prozent der Patienten. Ähnliche Verlängerungen der Lebenszeit und Verbesserungen der Lebensqualität sei nach der Transplantierung von Herzen, Lungen und Nieren festzustellen. „Wir können aber nichts tun, wenn wir nicht genug Spender haben.“
Da in den seltensten Fällen Organspender einen mündlichen oder schriftlichen Willen erklärt haben, werden deren Angehörige in einer für sie hoch belasteten Situation vor eine schwere Entscheidung gestellt. „Es ist total schwer, diese Entscheidung für einen anderen Menschen zu treffen“, äußerten sich Nicole und Silvan Sieben, die vor 13 Jahren auf schreckliche Weise mit dieser Frage konfrontiert wurden. „Wir halten es daher aus eigener Erfahrung für absolut wichtig, darüber zu reden. Kein Mensch ist vor dieser Situation gefeit.“
„Als unser elfjähriger Sohn auf dem Schulweg schwer verunglückt war, wurden wir in der Klinik als erstes mit der Frage konfrontiert, ob wir uns schon mit dem Thema Organspende beschäftigt hätten. Das war damals für uns ein Schock. Heute wissen wir, dass die Ärzte wussten, dass unser Sohn diesen Tag nicht überleben wird. Wir haben letztlich in seinem Sinne gehandelt, aber wir hätten uns besser mit dem Abschied beschäftigen können, als mit der Frage, was wollte unser Sohn.“