• Mehr Frauen in der Medizin – aber nicht in Führung

    Internationaler Frauentag am 8. März
    05.März 2025
    Hamburg
    Die Karriereperspektiven für Frauen in der Medizin haben sich in den vergangenen Jahren verbessert. Doch von echter Gleichstellung, insbesondere in Führungspositionen, sind wir noch weit entfernt.
    Auf dem Karriereweg stehen Ärztinnen vor vielen Herausforderungen
    Auf dem Karriereweg stehen Ärztinnen vor vielen Herausforderungen

    Seit Jahren wächst der Frauenanteil in der Medizin stetig. Heute sind rund zwei Drittel der Medizinstudierenden Frauen, und unter den erwerbstätigen Ärztinnen und Ärzten beträgt ihr Anteil etwa 50 Prozent. Allerdings variiert dieser je nach Fachgebiet stark: Während in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe über 70 Prozent Ärztinnen tätig sind, liegt ihr Anteil in der Chirurgie bei nur etwa 24 Prozent.

    Besonders auffällig ist die Ungleichverteilung in Führungspositionen. Laut einer Studie des Deutschen Ärztinnenbundes aus dem Jahr 2022 sind nur 13 Prozent der Führungskräfte an medizinischen Fakultäten Frauen, und der Anteil der Oberärztinnen liegt bei 37 Prozent. Warum sind Ärztinnen in leitenden Positionen nach wie vor unterrepräsentiert?

    Was Ärztinnen ausbremst

    Aus Sicht des Marburger Bundes Hamburg gibt es dafür mehrere Gründe. Die Strukturen in vielen Kliniken sind nach wie vor hierarchisch und traditionell geprägt. Hinzu kommt, dass Menschen in Führungspositionen dazu neigen, Talente mit ähnlichem sozialen Hintergrund und ähnlichen Eigenschaften zu fördern – ein Muster, das Männer in den Chefetagen weiterhin begünstigt.

    Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Familienplanung: Sie verzögert bei Ärztinnen häufig die Facharztweiterbildung – mit Folgen für die weitere Karriere. „Viele Ärztinnen können während der Schwangerschaft aufgrund eines – manchmal vom Arbeitgeber auch vorschnell festgestellten – betrieblichen Beschäftigungsverbots nicht alle ärztlichen Tätigkeiten ausüben, die sie für ihre Facharztweiterbildung benötigen“, sagt Katharina von der Heyde, Geschäftsführerin des MB Hamburg. „In dieser entscheidenden beruflichen Phase ziehen männliche Kollegen an ihnen vorbei.“

    Teilzeit, Care-Arbeit und fehlende Flexibilität

    Zudem unterbrechen Frauen ihre Berufstätigkeit häufiger für die Familie und arbeiten vermehrt in Teilzeit. Laut AOK arbeiten rund 42 Prozent der erwerbstätigen Ärztinnen in Teilzeit – oft, weil sie neben ihrem Beruf einen Großteil der Care-Arbeit übernehmen. Im Vergleich zu anderen Branchen gibt es im Gesundheitswesen aktuell auch weniger Möglichkeiten, flexibel zu arbeiten, etwa im Homeoffice. „Leider sind Jobsharing-Modelle in Führungspositionen bislang selten. Um Gleichstellung deutlich voranzubringen, braucht es einen Kulturwandel“, so von der Heyde.

    Der Marburger Bund setzt sich als Berufsverband für angestellte Ärztinnen und Ärzte gezielt für bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ein – unter anderem in Tarifverhandlungen. Mitglieder, die Benachteiligung erleben oder Fragen zu ihrem Arbeitsverhältnis haben, können sich jederzeit an die Rechtsberatung des Marburger Bundes wenden. „Viele Ärztinnen bekommen auf ihrem Karriereweg nicht das, was ihnen zusteht“, betont von der Heyde. „Mit einer arbeitsrechtlichen Beratung können wir ihnen den Rücken stärken.“