• Zwischen Optimismus und Herausforderungen

    Jahreshauptversammlung 2025
    06.März 2025
    Hamburg
    Die Stimmung auf der Jahreshauptversammlung des Marburger Bund Hamburg – nur einen Tag nach der Bürgerschaftswahl – war gut. Dr. Pedram Emami, 1. Vorsitzender, zeigte sich zuversichtlich, dass der rege und offene Austausch über die Hamburger Gesundheitsversorgung mit Politik und allen wichtigen Akteuren fortgesetzt wird. „In Hamburg ist es möglich, sachlich und konstruktiv miteinander zu diskutieren, um Lösungen zu finden“, betonte er.
    Tobias Bokowski, Norbert Schütt, Dr. Dr. Sonja Semmusch, Christian Gittermann, Dr. Kathrin Schawjinski, Dr. Jara Pascale Schlichting, Dr. Monika Wolf, Dr. Pedram Emami, Dr. Alexander Schultze, Patrick Harmann (v.l.)
    Tobias Bokowski, Norbert Schütt, Dr. Dr. Sonja Semmusch, Christian Gittermann, Dr. Kathrin Schawjinski, Dr. Jara Pascale Schlichting, Dr. Monika Wolf, Dr. Pedram Emami, Dr. Alexander Schultze, Patrick Harmann (v.l.)

    Sorgen bereiten ihm hingegen Entwicklungen auf Bundesebene: Äußerungen einzelner Politiker, die beispielsweise Einschränkungen des Streikrechts (ganz im Sinne der Arbeitgeber) fordern, lassen befürchten, dass Gewerkschaften künftig mit deutlich mehr Gegenwind rechnen müssen.

    Ärzteschaft unter Druck

    Ein konkretes Beispiel für die Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und der Ärzteschaft lieferte Emami mit dem Fall des Krankenhauses Tabea. Trotz ausdrücklichen Wunsches der Ärzteschaft nach einem Tarifvertrag weigerte sich die Geschäftsführung beharrlich, mit dem Marburger Bund direkt zu verhandeln. Auch wenn nach mehreren Streiks eine Ergänzungsvereinbarung mit signifikanten Verbesserungen für die Ärzteschaft erreicht werden konnte, bleibt abzuwarten, ob sich das Krankenhaus auch bei Neuanstellungen an diese Vereinbarung hält. „Mit einer arbeitgebernahen Bundesregierung könnten sich solche Fälle häufen“, so Emami. Eine hohe Mobilisierung und gelebte Demokratie seien daher entscheidend für Gewerkschaften.

    Auch die ambulante Versorgung befindet sich im Wandel: Immer mehr Ärztinnen und Ärzte – mittlerweile rund 50 Prozent – sind angestellt tätig. Emami betrachtet diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen und sieht die ärztliche Freiberuflichkeit bedroht, wenn beispielsweise wirtschaftliche Interessen in investorenbetriebenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) überhandnehmen. „Ich halte es daher für wichtig, dass es weiterhin auch selbstständig tätige Ärztinnen und Ärzte gibt.“

    Zahl der Rechtsanfragen wächst weiter

    Geschäftsführerin Katharina von der Heyde berichtete aus der Geschäftsstelle über das positive Mitgliederwachstum und die steigende Zahl der Rechtsanfragen. Bereits Mitte Oktober 2024 ging die 1.000. Anfrage beim MB Hamburg ein – zwei Monate früher als im Vorjahr. Dies verdeutlicht den steigenden Druck auf Ärztinnen und Ärzte sowie die teils angespannte Beziehung zu den Arbeitgebern. Immer häufiger kommt es dabei sogar zu arbeitsgerichtlichen Verfahren.

    Die Beratungsschwerpunkte des Landesverbandes liegen derzeit insbesondere in der Vertragsprüfung, in Fragen zur ärztlichen Weiterbildung sowie rund um den Mutterschutz und die Elternzeit. „Komischerweise verrechnen sich die Arbeitgeber beim Mutterschutzlohn selten zu ihren Ungunsten“, merkte von der Heyde an. Um der steigenden Nachfrage nach Rechtsberatung gerecht zu werden, sind seit Oktober 2024 insgesamt drei Rechtsanwältinnen beim MB Hamburg für die Mitglieder im Einsatz.

    Im anschließenden Bericht über das Tarifgeschehen setzte Vorstandsmitglied Dr. Alexander Schultze die Teilnehmer insbesondere über die abgeschlossene Tarifverhandlung mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) ins Bild. Da das Ergebnis für die im UKE und in den Asklepios-Kliniken beschäftigten Ärztinnen und Ärzte ausschließlich in Bezug auf das Gehalt relevant ist, wird der MB Hamburg als Nächstes über eine Weiterentwicklung des bestehenden Überleitungstarifvertrags mit dem Hamburger kommunalen Arbeitgeberverband (AVH) verhandeln.

    Landesvorstand neu aufgestellt

    Im Landesvorstand gab es einige personelle Veränderungen: Dr. Annika Hättich verlässt aus beruflichen Gründen Hamburg und hat daher ihr Amt im Vorstand niedergelegt. Dr. Monika Wolf, bisherige 2. Vorsitzende, wird künftig im Äußeren Vorstand mitwirken. Ihre Position übernimmt nun Dr. Kathrin Schawjinski, die zuvor bereits im Äußeren Vorstand tätig war. Neu in den Äußeren Vorstand gewählt wurde Dr. Jara Pascale Schlichting, die sich bereits seit Jahren aktiv in der Tarifarbeit des Marburger Bundes engagiert. Emami bedankte sich bei allen scheidenden und aktuellen Vorstandsmitgliedern für die gute Zusammenarbeit und wünschte viel Erfolg für die neuen Aufgaben.

    Besonders würdigte Emami den tatkräftigen Einsatz der Studierendenvertretung mit Tobias Bokowski, Greta Klohk und Saman Keshtkaran: „Das Interesse der jungen Generation am Marburger Bund wächst, auch und vor allem dank des Engagements unserer studentischen Vertretung im Landesverband.“ Gleichzeitig sei der Austausch mit Medizinstudierenden essenziell für die Weiterentwicklung des Landesverbandes. „Wir brauchen frische und neue Ideen, damit wir kein verstaubter Verein werden, sondern am Puls der Zeit bleiben.“

    Der Marburger Bund Hamburg sieht sich bestens gerüstet, um weiterhin die Interessen der Ärztinnen und Ärzte wirkungsvoll zu vertreten, Missstände anzugehen und die Gesundheitsversorgung aktiv mitzugestalten.