• Jeder dritte Bürger kommt rein rechnerisch einmal im Jahr als Notfallpatient

    Zentrum für Notaufnahme im Brüderkrankenhaus in Trier
    28.September 2017
    Köln
    mhe. Zum Auftakt der fünf Vorträge legte Oberarzt Markus G. Baacke, stellvertretender ärztlicher Leiter des Zentrums für Notaufnahme im Brüderkrankenhaus in Trier, eine ausgezeichnete Analyse der derzeitigen Situation vor. Was macht Notfallmedizin aus? Sie müsse patienten-, symptom- und dringlichkeitsorientiert sein, interdisziplinär und -professionell sowie jederzeit verfügbar sein. Die Notaufnahme des Brüderkrankenhauses in Trier versorge 100.000 Einwohner, die auf einem sehr großen Einzugsgebiet von der Größe des Saarlandes wohnen. Etwa jeder dritte Bürger komme rein rechnerisch einmal im Jahr in die Notaufnahme: Etwa 66 Prozent aller Patienten einer konservativen Notaufnahme weisen kein typisches Leitsymptom auf. „Ich benötige daher ganz besondere Aufmerksamkeit und Hinwendung, ich brauche insbesondere Zeit. Das kann man nicht in zwei Minuten leisten und ich will das auch nicht“, betonte Markus Baacke. Die am 1. April eingeführte, höchst umstrittene Weiterleistungspauschale sei nur eine Abweisungspauschale.

    Doch für wen ist die klinische Notfallmedizin da? Markus Baacke verweist auf anerkannte Fachliteratur „…alle Personen, die körperlich oder psychische Veränderungen im Gesundheitszustand aufweisen, für welche der Patient selbst oder eine Drittperson eine unverzügliche medizinische und pflegerische Betreuung als notwendig erachtet.“

    Wann kommen die Patienten in die Notfallambulanz? Die Notaufnahme im Brüderkrankenhaus Trier wertete die Daten von 200.000 Notfällen seit dem Jahr 2007 aus. Entgegen gängiger Vermutungen sucht die Mehrzahl der Notfallpatienten in Trier nicht am Wochenende, sondern in der Woche die Notfallambulanzen auf. „Der größte Andrang besteht am Montag, der geringste am Wochenende. Die meisten Notfälle kommen zwischen1 und 13 Uhr.

    Warum steigt die Patientenzahl kontinuierlich? Sie hat sich in Trier binnen zwölf Jahren fast verdoppelt. Ursache vermehrter Inanspruchnahme der Notfallambulanzen sei u.a. der demografische Wandel, mehr chronische und multimorbide Patienten, aber auch die veränderten gesellschaftlichen Erwartungen, die technologischen Fortschritte in der Medizin, aber auch die Schließungen/Verkleinerungen von Kliniken und die permanente Verfügbarkeit von medizinischen Leistungen sowie der Informationen im Internet.

    Baackes Resümee: Die klinische Notfallmedizin ist aus der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung nicht mehr wegzudenken, sie benötigt spezifisch qualifizierte Ärzte und Pflegekräfte. Die klinische Notfallmedizin ist unterfinanziert. Sie darf kein Zuschussgeschäft sein. Es sei gemeinsamer Auftrag, eine 3. Säule zu schaffen. Vor allem müsse die Notfallversorgung aus der Patientenrolle gedacht werden - Balsam auf die Seele des Notfall-Mediziners.