• Wir brauchen mehr echte Zusammenarbeit - auf kollegialer Augenhöhe

    Kassenärztliche Bundesvereinigung
    28.September 2017
    Köln
    mhe. Mit Spannung erwartet wurde die anschließende Rede des KBV-Vorsitzenden Dr. Andreas Gassen. „Es tut gut, dieses Thema aus ärztlicher perspektive zu betrachten und die Lösungsvorschläge daran auszurichten, was im Behandlungsalltag wirklich zählt.“ Die Vorstellungen der Vertragsärzte zur künftigen Notfallversorgung seien gebündelt im gemeinsamen Positionspapier der KBV und des MB. Es gelte bei den Rahmenbedingungen eine gute Balance zu finden zwischen dem, was medizinisch machbar, und dem, was finanziell vertretbar ist. „Wir müssen Ressourcen effektiv und sinnvoll nutzen.“

    „Wir wollen die Patienten in die Versorgungsebene leiten, die sie wirklich benötigen. Generell brauchen wir mehr Koordinierung bei der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen im ambulanten und stationären Bereich. Laut Gassen leistet sich Deutschland „eine Zahl an Klinikbetten wie kaum ein anderes westliches Land. Das ist zu teuer, bindet ärztliche Kapazität und Pflegepersonal.“

    „Wir schlagen deshalb vor, an geeigneten Orten Krankenhausstrukturen in ambulante oder teilstationäre Angebote umzuwandeln. Uns ist klar, dass solche Veränderungen nur gemeinsam mit den Kliniken, mit der Kommunalpolitik und den Krankenkassen etabliert werden können. Es geht nur mit Kooperation, den wir haben ja in vielen Punkten gemeinsame Interessen.“

    Dr. Andreas Gassen ist überzeugt, „wir brauchen weniger, aber starke Kliniken, und wir brauchen ein Mehr an ambulanter Versorgung. Wir alle wissen: der überwältigende Teil der ambulanten Notfälle ist im medizinischen Sinn kein Notfall. Wir wollen die unbotmäßige Belastung der Kollegen in Praxen und Kliniken begrenzen. Wir werden die zentrale Bereitschaftsdienstnummer 116 117 als bundesdeutsche Marke weiter ausbauen und bewerben. Bereitschaftsdienste in der Region müssten notfalls für die Bürger auch rund um die Uhr erreichbar sein. Das ist der Schlüssel für die Zukunft unseres dualen Systems.“

    KBV-Chef Gassen zitierte die wichtigsten Punkte des Positionspapiers von KBV und MB. „Wir werden noch viel Ausdauer und Überzeugungskraft brauchen. Wir Vertragsärzte sind dazu bereits, die Klinikkollegen sind es auch. Wenn jetzt noch die DKG mitmachen möchte, wäre das geradezu ideal. Zum Schluss betonte Dr. Andreas Gassen, er halte jedoch eine dritte Säule für unnötig: „Wir könnten sie uns eh nicht leisten, und wir hätten dazu vor allem nicht die personellen Ressourcen. Mehr echte Zusammenarbeit ist vielmehr die Lösung – und zwar auf kollegialer Augenhöhe.“