Diese Nachricht hat in Köln ein mittleres Erdbeben erzeugt, obwohl bisher nur wenig Genaueres zum Klinikverbund bekannt ist: Mittlerweile wurde gegenüber den Beschäftigten kommuniziert, dass die Universitätsklinik Köln, die seit Jahren beachtliche Überschüsse erwirtschaftet, eine Mehrheit der Gesellschaftsanteile an den Kliniken der Stadt Köln erwerben will. Ein neues Versorgungskonzept wurde nur ausgesprochen vage angekündigt. Viele Fragen erzeugen noch große Ratlosigkeit.
Die ersten Anzeichen deuten derzeit leider darauf hin, dass es sich bei der Gründung des Kölner Klinikverbundes nicht um eine Fusion zweier bewährter großer Krankenhäuser mit ihrem speziellen, jeweils aber ganz unterschiedlichen Versorgungsauftrag auf Augenhöhe handeln wird. Es ist vielmehr zu befürchten, dass die Kliniken der Stadt Köln – mit ihren drei Standorten im gesamten Stadtgebiet – für die Uniklinik Köln passend zurechtgeschnitten werden sollen. Nebenbei würde die hoch verschuldete Stadt ein Sorgenkind los, so wird im Kölner Stadtrat gemunkelt.
Aufgrund der noch fehlenden Konzepte ist uns weder in Köln noch in ganz NRW zurzeit klar, wo genau die Entwicklung hinführen soll. Wir sorgen uns, wie viele Kliniken werden die nächsten Jahre überleben? Die Kölner und die Bürger in Nordrhein-Westfalen werden zunehmend verunsichert, wissen heute nicht, ob sie in den nächsten Jahren noch die bewährten medizinischen Versorgungsmöglichkeiten vor ihrer Haustür vorfinden werden?
Gravierende Veränderungen in der gesamten Kliniklandschaft in NRW sind ganz im Sinne des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann, der in diesem Jahr zunächst seine Kriterien für einen langfristigen Umbau des Krankenhauswesens in ganz NRW entwickeln will und fortan – gekoppelt an eine neue finanzielle Förderung – einen dauerhaften Strukturwandel betreiben will.
Uns ist vollkommen bewusst, dass die Krankenhauslandschaft sich nach dem tatsächlichen Bedarf vor Ort ständig weiterentwickeln muss, das halten wir für nötig und höchst sinnvoll. Eine politisch motivierte Umstrukturierung – noch dazu aus vorwiegend wirtschaftlichen Gründen – gleicht meiner Meinung nach eher einer strukturellen Marktbereinigung. Das halten wir Ärztinnen und Ärzte für hochgefährlich. Ziel jeder Neustrukturierung muss unserer Überzeugung nach vielmehr die Sicherung der wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung mit einer möglichst hohen medizinischen Qualität sein.
Diese beispielhaften Entwicklungen zeigen uns vor allem, wie wichtig es ist, dass wir Ärztinnen und Ärzte im Marburger Bund uns engagieren.
Wir erleben als Ärztinnen und Ärzte Tag für Tag, woran es uns und unseren Patienten und uns Mitarbeitern wirklich mangelt. Wir können fachlich einschätzen, welche Klinik oder welche Klinikabteilungen gebraucht werden oder welche nicht. Unser Rat ist rein ärztlich und gewiss nicht politisch oder ökonomisch motiviert. Engagieren wir uns gemeinsam und sorgen wir dafür, dass unsere ärztliche Meinung nicht überhört werden kann.
Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir Ärztinnen und Ärzte uns als Betriebsräte, Mitarbeitervertreter und Personalräte im Interesse aller Beschäftigten in unseren Kliniken engagieren, um unmittelbar mit unserem Sachverstand an den Veränderungsprozessen mitzuwirken. Ärztinnen und Ärzte sind als Vertreter der Mitarbeiter unverzichtbar – egal ob es um politische oder wirtschaftliche Eingriffe oder um nicht vergütete Überstunden und unterbesetzte Abteilungen geht.
Gerade jetzt ist es wichtig bei den im März und April anstehenden Betriebsratswahlen anzutreten. Die zu erwartenden Veränderungen in unseren Kliniken sollten nicht ohne unseren Sachverstand stattfinden. Wir Ärztinnen und Ärzte wissen am besten, wo die Probleme der Krankenhäuser und deren Mitarbeiter liegen und welche medizinische Versorgung unsere Patienten benötigen. Darum bitte ich Sie: Engagieren Sie sich jetzt bei der Betriebsratswahl. Wir unterstützen Sie, denn es lohnt sich gewiss für uns alle.