„Um unserem Anspruch, eine gute Medizin für Alle zu ermöglichen, gerecht zu werden, wollten wir wissen, ob es Unterversorgung gibt und wie diese aussieht. Wir wollten wissen, ob es Barrieren gibt, die die gesundheitliche Versorgung der Betroffenen erschweren?“, unterstrich Rudolf Henke. „Es sind sehr differenzierte Ergebnisse zur medizinischen und präventiven Versorgung herausgekommen.“
„Bemerkenswert erfreulich ist“, bilanziert Rudolf Henke weiter, „dass fast alle Studienteilnehmer über einen Hausarzt verfügen und sowohl diesen als auch spezialisierte Fachärzte in hohem Maße in Anspruch zu nehmen. Die Teilnahmerate am Gesundheits-Check-up und an Routineimpfungen waren höher als bei der Allgemeinbevölkerung.“
„Menschen mit geistiger Behinderung und Migrationshintergrund nehmen jedoch weniger an den Vorsorgeuntersuchungen teil und hatten keine Kenntnis über präventive Angebote. So werde etwa Krebsfrüherkennungsuntersuchungen - mit Ausnahme im Bereich der Haut - deutlich seltener in Anspruch genommen als etwa im Durchschnitt der Bevölkerung“, sagt Rudolf Henke.
„Wir brauchen daher dringend Informationsmaterial in leichter Sprache über den Nutzen, die Risiken und die Grenzen von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, die die Betroffenen weitgehend angstfrei in Anspruch nehmen können. Diese Informationen brauchen wir in unterschiedlichen Sprachen, damit wir Menschen mit geistiger Behinderung und mit Migrationshintergrund gut informieren können.“ Die Ärztekammer Nordrhein wird als eine Konsequenz aus der Studie ab Herbst 2018 Fortbildungsveranstaltungen zum Thema „Leichte Sprache in der Arzt-Patienten-Kommunikation“ anbieten, kündete Rudolf Henke an.
Geistig behinderte Patienten müssen in der Regel zu Arztterminen begleitet werden. Daher sollte es berufstätigen Angehörigen möglich sein, zum Beispiel unbürokratisch auf Stundenkontingente für solche Anlässe zuzugreifen. Betreuer aus Wohneinrichtungen, die Menschen mit geistiger Behinderung zum Arzt begleiten, müssten durch Ersatzpersonal entlastet werden.
„Bestehen Probleme, eine ärztliche Untersuchung überhaupt zu erreichen, sollten Angehörige oder Betreuer auf flexible und kostenfreie Transportmöglichkeiten zurückgreifen können. Wir können die Teilnahme an den Krebsfrüherkennungsuntersuchungen nur steigern, wenn wir die Barrieren, die die Inanspruchnahme verhindern, konsequent abbauen“, mahnte Henke.