Es hat sich zunächst bestätigt, was seit langem in einer Vielzahl von Medien berichtet wird - die Medizin wird weiblich. Knapp 52 Prozent der Fragebögen wurden von Ärztinnen ausgefüllt. Das deckt sich mit dem Frauenanteil bei den Studienanfängern, der sogar bei knapp 60 Prozent liegt. Die Umfrage verdeutlicht eindrucksvoll, in welchen Bereichen der Marburger Bund schwerpunktmäßig wahrgenommen wird. Für mehr als die Hälfte der Befragten war der Grund des Eintritts in den Marburger Bund das tarifpolitische Geschehen sowie die arbeitsrechtliche Beratung und Vertretung. Hier wird der Marburger Bund offensichtlich – und zu Recht - als Kernkompetenz wahrgenommen. Themen wie Standes-, Gewerkschafts- und Berufspolitik waren zusammengenommen nur für gut ein Drittel der Mitglieder Grund genug, dem Verband beizutreten. Der Landesverband lag bei der Schwerpunktsetzung seiner Themen in den letzten drei Jahren offenbar genau richtig, denn zahlreiche Veranstaltungen zu arbeits- und tarifrechtlichen Fragestellungen waren gut besucht. Die Erschließung weiterer Tarifbereiche hat im Übrigen für einen Zuwachs an Mitgliedern gesorgt. Die Befragten bewerteten das Leistungsangebot des Marburger Bundes insgesamt zu drei Viertel mit sehr gut oder gut. Eine erfreuliche Quote. Gleichwohl brachten die Teilnehmer zu knapp einem Viertel den Wunsch zum Ausdruck, dass sich der Marburger besser um das Thema Arbeitszeitgestaltung kümmern möge. Wir betrachten dieses als Auftrag, entsprechende Forderungen in den nächsten Tarifrunden zu platzieren und gemeinsam mit unseren Tarifkommissionen Impulse zu setzen.
Der zweite große Umfragekomplex beschäftigte sich mit dem Thema arbeitsbedingte Konfrontationen und Gewaltsituationen am Arbeitsplatz sowie Behandlungsfehler, die durch Überlastungssituationen entstehen. Erschreckenderweise ist festzustellen, dass ca. 60 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte bereits bedrohliche Situationen in ihrer beruflichen Tätigkeit erlebt haben, wobei die Bedrohungen überwiegend von Patienten oder deren Angehörigen ausgingen. Handlungsempfehlungen zum Umgang mit bedrohlichen Situationen oder gar Deeskalationsstrategien seitens des Arbeitgebers gibt es – soweit überhaupt bekannt – lediglich in 20 Prozent der Fälle. Die Umfrage hat an dieser Stelle ein Problem aufgedeckt, das zunächst näher analysiert werden muss, um sodann Lösungsansätze zu erarbeiten.
Dem Vorwurf von Behandlungsfehlern und damit einhergehenden möglichen Haftungsfällen sahen sich drei Viertel der Befragten noch nicht ausgesetzt. Dass die Ärzteschaft aber für das Thema Haftung und deren Absicherung sensibilisiert ist, zeigt der 70-prozentige Anteil derjenigen, die eine private Berufshaftpflichtversicherung abgeschlossen haben. Weniger als die Hälfte der Befragten hat jedoch Kenntnis über die Absicherung in Haftungsfällen durch den Arbeitgeber. Die Umfrage zu diesem Themenkomplex zeigt, dass der Marburger Bund gut beraten ist, weiterhin Veranstaltungen rund um das Thema Haftung durchzuführen und auf die vielfältigen Möglichkeiten der Absicherung hinzuweisen.
Die wertvollen Ergebnisse der Mitgliederumfrage helfen uns, die noch vorhandenen Problempunkte innerhalb der verschiedenen Themenkomplexe an- und noch dezidierter auf die Bedürfnisse der Mitglieder einzugehen. Wir danken deshalb allen Ärztinnen und Ärzten für ihre Teilnahme.
Ihr Marburger Bund
Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
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