Seine Rede führte durch die thematischen Aspekte des Nachwuchsmangels, zur Landarztquote, zur neuen Fakultät in Bielefeld, zur Notfallversorgung und natürlich zur Krankenhausplanung und -finanzierung. Den Mangel an Fachärzten nahezu aller anderen Richtungen und insbesondere den Ärztemangel in Krankenhäusern erwähnt Laumann jedoch explizit nicht.
Wohl grundsätzlich: „Seit langer Zeit bilden wir zu wenig Ärzte aus. Unser Ausbildungssystem hat nicht auf den tatsächlichen Bedarf reagiert“, bilanziert Karl-Josef Laumann. Er erinnert an den westfälisch-lippischen Kammerpräsidenten, Dr. Theodor Windhorst: „Er hat schon vor fünf Jahren Studienergebnisse vorgelegt, nach denen wir 1,3 Ärzte pro Stelle benötigen, um auf gleiche Arbeitszeiten wie heute zu kommen.“
Das Interesse am Studium der Humanmedizin sei unverändert groß vorhanden, „auf einen Studienplatz kommen derzeit zehn Bewerber. Wir müssen aber mehr Ärzte ausbilden. Es ist nicht in Ordnung, wenn wir Ärzte aus anderen Ländern abziehen, aus Ländern, die für ihre Patientenversorgung schon zu wenige Ärzte haben.“ Laumann will eine politische Lösung.
Nach dem NC-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes will Karl-Josef Laumann vor allem die rechtlichen Möglichkeiten des Bundeslandes NRW nutzen. Laumann will die Landarztquote einführen: „Zehn Prozent unserer Studienplätze werden wir – an der ZVS vorbei – nach unseren Landesinteressen besetzen. Wir haben keine andere Wahl mehr, diese Karte werden wir dieses Jahr ziehen.“ Der Start sei für das Wintersemester 2018/2019 geplant.
Einen begehrten Studienplatz zu erhalten gegen die Verpflichtung, sich auf dem Land niederzulassen. Er wisse natürlich, dass es für junge Menschen schwierig sei, sich auf etwas zu verpflichten, was erst in zehn Jahren auf sie zukommen. Zwang erkennt Laumann bei diesem Verfahren aber nicht.
„Ich will nicht jemanden zwingen, auf das Land zu ziehen, ich will Menschen, die das wollen. Es gibt Menschen, die das wirklich machen wollen. Wir werden noch in diesem Jahr eine Stelle schaffen, um diese Bewerber festzulegen. Im Übrigen gibt es längst viele Landkreise, die Medizinstudenten Stipendien geben, wenn sie sich verpflichten, dort als Arzt zu arbeiten.“
Angesichts der ungleich gewichteten Verteilung der Medizinischen Fakultäten in NRW, 70 Prozent der Ausbildungsstellen befinden sich im Rheinland, will Laumann eine neue Fakultät in Bielefeld schaffen. Es wäre sicherlich einfacher gewesen, an allen Unis in NRW die Studienplatzzahlen um jeweils 50 Plätze zu erhöhen, aber es gibt Studien, die uns klar belegen, dass Absolventen in der Nähe ihres Studienortes als Arzt arbeiten. Das kann man nicht widerlegen.“
Karl-Josef Laumann erneute seine Darstellung der Ausweitung der Krankenhausförderungen des Landes NRW. Er wisse, dass die bisherigen Landesregierungen seit Jahrzenten ihre geltende Pflicht zur Investitionskostenfinanzierung nicht erfüllten. „Jeder Geschäftsführer in Kliniken muss Geld für Pflege und Ärzte wegnehmen, um bauliche Sanierungen doch zu finanzieren, was eigentlich klare Aufgabe der Länder ist.“
Minister Laumann will mehr Geld für Kliniken ausgeben, gut 800 Millionen Euro in dieser Legislaturperiode. Er verlangt aber dafür auch strukturelle Veränderungen in der Kliniklandschaft: „Es gibt benachbarte Kliniken, die reden nicht mal miteinander.“ Kliniken in NRW sollen ihre Angebote besser abstimmen. „Dafür sind Strukturveränderungen nötig“, fordert er.
Karl-Josef Laumann will klare und vor allem transparente Kriterien für seine Förderung des Strukturwandels in NRW-Kliniken schaffen, den er ab 2019 jährlich mit gut 200 Millionen Euro fördern will. Dazu kommen nochmals rund 120 Millionen Euro pro Jahr aus dem Strukturfonds des Bundes. Sein Fazit: „Da ist ziemlich viel Geld im Pott“.
Dass selbst diese erhöhte Gesamtsumme noch längst nicht genügt, um den tatsächlichen Finanzierungsbedarf der 339 Klinken zu decken, erläuterte im Anschluss die Fraktionsvorsitzende des Marburger Bundes NRW/RLP, Dr. med. Anja Mitrenga-Theusinger. (Lesen Sie dazu den Kommentar von Dr. med.Anja Mitrenga-Theusinger.)
In der Krankenhausplanung will Minister Laumann Entscheidungen schneller wirken lassen. „Wenn man sich in sechs Monaten nicht einigen kann, entscheiden wir das! Wir setzen weiter auf Dialog, aber nicht auf einen Dialog, der sieben Jahre dauert und bis heute noch nicht entschieden ist.“ Eine gewisse Ortsnähe müsse erhalten bleiben, versicherte Karl-Josef Laumann. Gesundheitspolitik in NRW – sein Ausblick: „Ich bin sehr zufrieden, wenn die Menschen am Ende meiner Amtszeit sagen würden, das was angefangen wurde, ist so sinnvoll, dass es weitergeführt wird.“
Bis 2022 will Karl-Josef Laumann auch in der Notfallversorgung Klarheit. „Ich will dann im Regelfall die Notfallversorgung so haben, dass sie in Kliniken stattfindet, die Patienten dort durch eine Tür gehen, an einer Theke empfangen werden und sich dort für beide Systeme anmelden können. Dann hätten wir auch erstmals eine zusammenhängende Versorgung! Gerade in dieser Frage habe ich wirklich einen Gestaltungswillen.“ Dieser Gastrede zollten alle Delegierten einhelligen Beifall.