Das erste Projekt, die PATRONUS Studie, läuft seit Februar 2018. Die reine Beobachtungsstudie PATRONUS (Multicenter prospective cohort study of PATient-Reported Outcomes and complications following major abdominal Neoplastic Surgery) soll Aufschluss darüber geben, wie sich postoperative Komplikationen nach Tumoreingriffen auf von Patienten berichtete Endpunkte wie Tumorsymptome und Lebensqualität auswirken. Die Studierenden greifen dabei erstmalig auf neuartige Instrumente wie die computerized adaptive testing (CAT, computeradaptierte) Version eines validierten Lebensqualitätsbogens der EORTC und Symptomscores des National Cancer Institutes der USA zurück.
Die Daten, die die Studierenden im Rahmen der klinischen Studie erheben, dienen dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und setzen einen Schwerpunkt auf das subjektive Erleben des Patienten. Die Studie ist dabei relativ komplex und hat eine individuelle Nachsorgedauer von 6 Monaten, sodass die Studierenden über einen längeren Zeitraum mit den Patienten in Kontakt bleiben.
Aktuell nehmen 11 Zentren in ganz Deutschland (Berlin, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Langen, Lübeck, Mannheim, München (2 Kliniken), Münster) an der Studie teil, weitere Standorte werden in den kommenden Wochen folgen. Dabei organisieren sich die Studierenden selbst: Local Leads und Mini-Teams sind für alle Aspekte der Studie sowie die Patientenbetreuung zuständig.
Gleichzeitig profitieren die zukünftigen Mediziner davon, sich frühzeitig in ihrer Ausbildung mit den wissenschaftlichen, klinischen, ethischen und medizinischen Fragestellungen vertraut zu machen, die eine klinische Studie mit sich bringen. Um die Studierenden ideal vorzubereiten, wurde von der CHIR-Net SIGMA-Gruppe in Zusammenarbeit mit dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) Heidelberg, dem Institut für Medizinische Biometrie und Informatik (IMBI) und der Fachschaft Medizin der Universität Heidelberg im Februar in Anlehnung an die Prüfarzt-Kurse erstmalig ein Prüf-Studierenden-Kurs durchgeführt. Die Studierenden konnten dabei Grundlagen der Ethik, Good Clinical Practice, der Statistik, des Datenamangements, des Informed Consent sowie der Patientenrekrutierung erlernen und sich in Workshops und bedside Teachings selbst praktisch erarbeiten.
„Dies ist eine ideale Möglichkeit, um Studierenden wissenschaftliche Kompetenzen zu vermitteln. Der Enthusiasmus, der Einsatz und die Kompetenzen der Studierenden ist überwältigend. Das sind die Clinician Scientists von heute und morgen", sagt PD Dr. André Mihaljevic, stellv. Sprecher des CHIR-Net, der das Projekt betreut.
Zur Autorin:
Pia Elena Frey ist Medizinstudierende in Heidelberg