Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal und Rettungsdienst-Mitarbeiter seien oft genug die „ersten Überbringer schlechter Nachrichten“, die aber nicht sie, sondern das Gesundheitssystem mit seinen organisatorischen und ökonomischen Zwängen zu verantworten habe. „Es kann nicht angehen, dass sie dafür Gewalt erfahren, nur weil sie buchstäblich gerade greifbar sind.“
Zunehmende Verrohung und wachsende Respektlosigkeit seien ein gesamtgesellschaftliches Problem, das sich nicht mit einem Federstrich des Gesetzgebers lösen lasse. Windhorst fordert in diesem Zusammenhang: „Was spricht dagegen, Ärztinnen und Ärzte und weiteres medizinisches Personal mit in die Regelungen des § 115 StGB aufzunehmen, der seit kurzem Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter mit einem höheren Strafmaß belegt?“
Noch fehlen nach Ansicht der ÄKWL flächendeckende Melde- und Berichtssysteme, die Gewaltereignisse im Gesundheitswesen umfassend dokumentieren und so Erkenntnisse zum Auftreten und zum Umgang mit Gewaltsituationen liefern könnten. Befragungen lieferten Hinweise und Trends, aber Windhorst vermutet, dass längst nicht jedes Gewaltereignis gemeldet, aufgearbeitet und womöglich sanktioniert wird. Umso wichtiger sei es, offen über Ereignisse zu sprechen.
Die ÄKWL plant aus diesem Grund ein Symposium zum Thema „Gewalt gegen Ärztinnen und Ärzte“ und bittet Betroffene, ihre Erfahrungen der Kammer unter der Mailadresse gewalt-gegen-aerzte@aekwl.de formlos mitzuteilen. Windhorst: „Es mag mitunter Mut kosten, Erfahrungen von Grenzüberschreitung und Respektlosigkeit und die eigene Reaktion darauf offenzulegen. Solche Offenheit zahlt sich zum Nutzen aller Kolleginnen und Kollegen jedoch vielfach aus. Denn das Erleben von Gewalt in allen Formen kann nicht nur für die Betroffenen individuell sehr belastend sein.“