Die Ergebnisse zeigen, auch im Vergleich mit vorangegangenen Umfragen, dass die Arbeitsbelastung unverändert hoch ist. Knapp die Hälfte der Befragten hat noch immer eine wöchentliche Arbeitszeit, die über 49 h hinausgeht und 22% leisten mehr als 15 Überstunden im Monat. Nur 42% leisten nicht mehr als zwei Wochenenddienste im Monat. Es gibt immer noch 26%, die weder einen Ausgleich noch eine Vergütung der Überstunden erhalten. Dokumentationsaufgaben werden überwiegend im Bereitschaftsdienst geleistet. Auch wird in 20% ein fachübergreifender Bereitschaftsdienst geleistet, der angeordnet wurde, sogar teilweise zwangsweise eingeführt. Während Arbeitsklima und Kollegialität als überwiegend mit sehr gut und gut bewertet werden, werden die Arbeitsbedingungen nur mit gut und befriedigend eingeschätzt. Eine ausreichende Personalbemessung lässt ebenfalls immer noch zu wünschen übrig. Mitarbeitergespräche finden zu 50% entweder selten oder sogar nie statt bzw. wenn ja, dann erfolgt zu 40% keine regelmäßige Auswertung. Insgesamt sind nur 18% mit ihrem Arbeitgeber so zufrieden, dass sie nicht über einen Wechsel nachdenken.
Defizite finden sich ebenfalls bei der Weiterbildung. Nur zu 20% wird die Weiterbildung als strukturiert beschrieben. Eine Rotation während der Weiterbildung wird nur zu 50% gewährleistet und mehr als 70% der Befragten haben keinen Tutor. Es finden überwiegend weder regelmäßige Gespräche zu den Weiterbildungsabschnitten statt, noch gibt es Beurteilungen. Im Vergleich mit einer Umfrage von 2012 über die Anleitung bei praktischen Tätigkeiten, ist ein deutlicher Trend zu verzeichnen. Während 2012 die Anleitung noch überwiegend von Fach- und Oberärzten durchgeführt wurde, sind es 2017 die Weiterbildungsassistenten, die anleiten. Die Unzufriedenheit mit der Weiterbildung dürfte auch dazu beitragen, dass nur 48% sich entschließen, im Haus zu verbleiben.
Auch die Ergebnisse zu arbeitsbedingten Konfrontationen mit Gewaltsituationen sind ebenfalls nicht zufriedenstellend. Mehr als 65% wurden durch Patienten, Angehörige oder Mitarbeiter bedroht. Die Bedrohung erfolgte in den meisten Fällen verbal, aber auch körperliche Bedrohungen, sogar mit Waffen wurden angegeben. Als emotionale Reaktion werden zwar Ärger und Wut vorwiegend als Folgen genannt, aber auch Angst und Unwohlsein bleiben zurück. Während die Hälfte Unterstützung von Kollegen und Arbeitgeber erhält, werden 40% mit der Situation allein gelassen. Handlungsempfehlungen für bedrohliche Situationen sind nur zu 20% bekannt und Deeskalationskurse werden nur in geringer Zahl angeboten. Auch Diskriminierungen wegen Geschlecht, Alter oder auch ethnischer Herkunft sind immer noch vorhanden, die aber nur von weniger als 10% der Befragten angesprochen werden. Hier braucht es zwingend Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Bedrohungssituationen.
Erschreckend ist die Unkenntnis über die Absicherung von Haftungsfällen. Nur 40% haben sich hier durch den Arbeitgeber informieren lassen. Über eine eigene Berufshaftpflicht verfügen nur 70%. Diese Unkenntnis kann gefährlich werden, denn immerhin mehr als 30% sind von Patienten, Angehörigen oder auch Kollegen schon einmal eines Behandlungsfehlers bezichtigt worden. Mehr als die Hälfte der Befragten sehen im täglichen Arbeitsablauf durch Überlastung und Stress eine steigende Fehlergefahr.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Ergebnisse der Umfrage einmal mehr einige unserer Forderungen an die Arbeitgeber unterstützen:
- eine ausreichende Personalausstattung und Vorgaben für eine Mindestbesetzung
- mehr Fortbildungen für Ärzte durch Freistellung und finanzielle Förderung
- eine Entlastung von rein administrativen Tätigkeiten
- flexible Arbeitszeiten und mehr Verlässlichkeit bei der Dienstplangestaltung
- weniger Zusatzdienste und mehr freie Wochenenden
- eine qualitativ hochwertige Weiterbildung
- Individuelle Weiterbildungspläne – Dokumentation und Evaluation (Logbuch)
- Schaffung und Finanzierung von Weiterbildungsbeauftragten
- Flächendeckende Gefährdungsbeurteilungen nach § 5 ArbSchG überwachen und entsprechende Maßnahmenkataloge und deren Umsetzung durchsetzen
An dieser Stelle möchte ich mich auch im Namen der Geschäftsleitung und des Vorstandes bei unseren Mitgliedern für die Beantwortung der Fragen bedanken.
Sicherlich können wir mit der Befragung nicht alle Probleme und Schwachstellen im täglichen Arbeitsleben aufzeigen. Aber wieder einmal zeigte sich, dass es Schwerpunkte gibt, die wir mit Ihnen gemeinsam unbedingt verändern müssen.
Mit kollegialen Grüßen
Ihre
Christine Schneemilch
1.Vorsitzende des Landesverbandes
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- vergleichsdiagramme-umfragen.pdf(234.6 KB, PDF)