„Sieben Jahre Tarifverhandlungen mit kommunalen Arbeitgebern haben keiner-lei Verbesserungen für die Mitarbeiter im Öffentlichen Gesundheitsdienst er-bracht“, beklagen Dr. med. Frank Renken (Leiter des Gesundheitsamtes Dort-mund) und Dr. med. Johannes Nießen, stellvertretender Bundesvorsitzender des BVÖGD. „Die Arbeitgeber lehnen es ab, uns genauso fair zu bezahlen, wie es unsere Kollegen in Kliniken längst werden.“
„Die personelle Ausstattung der Ämter sinkt ständig und in gut zehn Jahren wer-den die meisten heute beruflich tätigen Kollegen im Ruhestand sein. Es geht also wirklich um die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung. Ohne Ärzte im ÖGD können wir Kinder vor dem Schuleintritt nicht mehr untersuchen. Aber auch die Kariesprophylaxe, die Sicherung sauberen Trinkwassers, unsere aufsuchende Hilfe bei psychisch Kranken, die Untersuchungen auf ansteckende Krankheiten und Aufklärungen über Infektionen können nicht mehr erbracht werden“, betonen Renken und Nießen.
„Solange die erheblichen Gehaltsdifferenzen zu Klinikärzten weiter bestehen bleiben, werden offene Arztstellen im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) auch nicht mehr besetzt werden können“, warnt Dr. med. Hans-Albert Gehle, erster Vorsitzender des Marburger Bundes NRW7RLP bei der Veranstaltung in Dortmund mit einem Blick auf die zahllosen offenen Arztstellen in den Gesundheitsämtern. „Ärztinnen und Ärzte entscheiden sich logischerweise für Arbeits-stellen, bei denen sie eine faire und angemessene Wertschätzung erhalten. Es ist eine unverantwortliche Politik der Arbeitgeberseite, mit ihrem Sparkurs die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung zu gefährden.“
„Selbst die Gesundheitsminister der Länder plädieren nach langem Zögern mittlerweile dafür, Ärzte im ÖGD nach dem TV-Ärzte besser zu bezahlen“, mahnt Dr. med. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. „Das bestehende Gehaltsgefälle führte schon dazu, dass innerhalb von 18 Jahren die Zahl der Ärzte im ÖGD um ein Drittel gesunken ist.“
„Wir leben doch in einer Zeit der vollen Kassen, die Steuereinahmen sprudeln mehr als auskömmlich. Es ist höchste Zeit, in die Bereiche zu investieren, die für die Bevölkerung unverzichtbar sind“, sagte Theodor Windhorst. „Es verdient Anerkennung, dass die Ärztinnen und Ärzte im ÖGD gegen die Folgen des Sparkurses auf die Straße gehen. Wir Ärztinnen und Ärzte haben das Wohl der Bevölkerung im Blick.“
Die Gesundheit der Bevölkerung ist ernsthaft in Gefahr. „Die Gesundheitsämter sind in ihrer Existenz bedroht, niemand will noch im Gesundheitsamt arbeiten. Offene Arztstellen führen in manchen Regionen leider schon zwangsläufig dazu“, ergänzt Dr. med. Anne Bunte vom BZVÖG und Marburger Bund NRW/RLP, „dass die Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes für die Bürger nicht mehr erfüllt werden können. Gemeinsam kämpfen wir dafür, dass die offenen Arztstellen im ÖGD endlich wiederbesetzt werden können. Dafür ist aber eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag für Ärzte des Marburger Bundes unverzichtbar.“