• Quoten führen nicht zu mehr Ärzten, sondern nur mehr Studienplätze!

    Pressemitteilung
    Dr. Günther Matheis kritisiert Landarztquote / Ärztemangel in Kliniken auf dem Land darf nicht weiter ignoriert werden
    22.Januar 2019
    Köln. Der Marburger Bund Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz lehnt den Mitte Dezember von der rheinland-pfälzischen Landesregierung vorgelegten Gesetzentwurf für eine Landarztquote ab. Jeder zehnte Studienplatz soll an einen Bewerber vergeben werden, der sich verpflichtet, sich nach seinem Studium und seiner fachärztlichen Weiterbildung für mindestens zehn Jahre als Hausarzt in ländlichen Gebieten niederzulassen. „Ob dieses Konzept tatsächlich die erhoffte Wirkung zeigen wird, erscheint mir fraglich, denn wir verlangen einem jungen Menschen sehr viel Weitsicht in seiner Lebensplanung ab, wenn er sich schon heute – vor seiner ersten Vorlesung – verpflichten soll, nach mindestens zwölfjährigen Studium und der Weiterbildung zum Facharzt für weitere zehn Jahre als Landarzt zu arbeiten“, erklärt Dr. med. Günther Matheis vom Marburger Bund NRW/RLP einen Tag bevor sich der Landtags-Ausschuss für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Mainz mit den Themen Zulassung zum Medizinstudium und Teilstudienplätze beschäftigt.

    Grundsätzlich wisse doch niemand schon vor der Aufnahme eines Studiums der Humanmedizin wirklich, ob seine Fähigkeiten und seine medizinischen Interessen tatsächlich den Herausforderungen einer späteren Tätigkeit eines Allgemeinarztes auf dem Land entsprechen“, bemerkt Dr. Günther Matheis.

    Die Entscheidung für ein medizinisches Fachgebiet falle oft erst während des Studiums. Wer im Studienverlauf seine Fähigkeiten für ein anderes medizinisches Fachgebiet erkennt und sich dann entscheidet, nicht Landarzt zu werden, dem droht in RLP eine Vertragsstrafe von bis zu 250.000 Euro. „Nur, wer das nötige Geld hat, kann sich herauskaufen. Hier entsteht eine Zwei-Klassen-Gesellschaft“, warnt Matheis.

    In allen Fachrichtungen herrscht in RLP Ärztemangel

    „Realität ist, wir haben in Rheinland-Pfalz in nahezu allen medizinischen Fachrichtungen einen Ärztemangel. Ärzte fehlen sowohl in Krankenhäusern wie in Praxen, in Städten und auf dem Land. Aufsplitterungen der einfach viel zu geringen Zahl an Studienplätzen sind in dieser Situation keine Lösung des Gesamtproblems, sondern nur Flickschusterei“, kritisiert Dr. Günther Matheis. „Quoten alleine helfen uns gewiss nicht gegen den allseits spürbaren Ärztemangel, sondern nur deutlich mehr Studienplätze“, betont Matheis.

    Engagierte Studenten mit Teilstudienplätzen gehen uns verloren

    Es sei einfach unverständlich, ergänzte er an dieser Stelle, „dass jüngst 45 angehende Ärztinnen und Ärzte, die in Mainz nur einen Teilstudienplatz erhalten haben, ihre Ausbildung zum Arzt nach dem Physikum nicht in Mainz fortsetzen und beenden dürfen. Engagierter ärztlicher Nachwuchs geht unserem Bundesland so einfach verloren. Dabei brauchen wir einfach mehr Ärztinnen und Ärzte in unserem Gesundheitssystem.“

    Letztlich ist der seit Jahren vorhandene Ärztemangel eine Folge des unverantwortlichen Abbaus von Studienplätzen. Das schlägt auf dem Arbeitsmarkt immer stärker durch. „Es ist beschämend, dass wir als eines der wohlhabendsten Länder der Welt nicht in der Lage sind, eine ausreichende Zahl an Ärztinnen und Ärzten hierzulande auszubilden. Wir können die Versorgung seit Jahren nur noch mit Hilfe zehntausender Ärztinnen und Ärzte aufrechterhalten, die wir aus anderen Ländern abwerben, die meist selber kein vergleichbares Gesundheitswesen haben. Ethisch halte ich das für höchst fragwürdig.“ 

    Zur Mainzer „Offensive“ gehört, dass an der Universitätsmedizin Mainz die Studienplatzzahl um 13 Prozent erhöht werden soll, kündigten im vorigen Herbst die beiden zuständigen Minister an. „Wir begrüßen das, sind jedoch irritiert, weil tatsächlich nur 20 zusätzliche Studienplätze geschaffen werden sollen – das sind weniger als fünf Prozent. Hier erwarten wir, dass die Landesregierung Wort hält, rasch Taten folgen lässt und – wie angekündigt – die umgerechnet 55 neuen Studienplätze schafft. Das entspräche unseren langjährigen Forderungen.

    Was tut die Landesregierung gegen den Ärztemangel in ländlichen Kliniken?

    Es sei lobenswert, dass künftig auch außeruniversitäre Krankenhäuser in den klinischen Studienabschnitt einbezogen werden. Eine Regionalisierung der Ärzteausbildung fördere die Versorgung mit Ärzten in den Regionen. „Lange wurde dieser nachweisliche „Klebeeffekt“ ignoriert, jetzt folgt die Landesregierung unseren konstruktiven Vorschlägen.“

    Für bedenklich hält Dr. Matheis ferner, dass eine Tätigkeit als Facharzt in einem ländlich gelegenen Krankenhaus in Rheinland-Pfalz nach Auffassung der Landesregierung nicht als „Landarzt“ zählt. Ärztemangel ist grundsätzlich zuerst in Klinken spürbar, denn vor allem in Krankenhäusern werden Ärzte zu Fachärzten weitergebildet. Hier benötigen wir dringend zusätzliche Ärztinnen und Ärzte.