Die Arbeit der rund 400 Gesundheitsämter erfahre nicht die notwendige Wertschätzung in der Öffentlichkeit. Deutlich werde der Nutzen des ÖGD immer erst dann, wenn es um die Abwehr und Bekämpfung von schweren Infektionserkrankungen gehe, wie beispielsweise beim EHEC-Ausbruch 2011. Die Bekämpfung und Begrenzung von Ausbrüchen sei aber nur ein kleiner Teil der Aufgaben von Gesundheitsämtern in Deutschland. „Das Aufgabenspektrum ist breit gefächert und umfasst neben der Gefahrenabwehr auch Beratungs- und Unterstützungsangebote für Schwangere, Familien, Kita- und Einschulungsuntersuchungen, Kontroll- und Überwachungsaufgaben im Bereich der Krankenhaus-, Umwelt- und Seuchenhygiene sowie die Mitwirkung an der Gesundheitsberichterstattung und Politikberatung“, betonte Henke.
„Die mangelnde Wertschätzung gegenüber dem Öffentlichen Gesundheitsdienst drückt sich auch in der Weigerung der öffentlichen Arbeitgeber aus, die Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Gesundheitsbehörden ihren Kollegen in den Krankenhäusern tarifvertraglich gleichzustellen. Weil für die Ärzte in den Gesundheitsämtern keine arztspezifischen Tarifverträge existieren, erhalten sie im Vergleich zum Krankenhausbereich bis zu 1.000 Euro weniger Gehalt für ihre verantwortliche Aufgabe. Dadurch hat die Attraktivität des ÖGD dramatisch gelitten“, so Henke.
In vielen Ämtern führe der Ärztemangel zu einer permanenten Überlastung des vorhandenen Personals und drohe sich weiter zu verschärfen. Dagegen lasse sich bei gutem Willen durchaus etwas machen: „Die kommunalen Arbeitgeber müssen endlich bereit sein, über ihren Schatten zu springen und mit dem Marburger Bund tarifvertragliche Regelungen für die Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst vereinbaren“, sagte Henke.