Wie die ÄKWL mitteilt, hat Westfalen-Lippe im Landesvergleich den zweithöchsten Anteil von zugewanderten Ärzten innerhalb Deutschlands. So besitzen aktuell 18 Prozent aller berufstätigen Ärzte eine ausländische Staatsangehörigkeit, bei den stationär tätigen Ärzten allein sind es 28 Prozent.
Deshalb kommt laut Gehle der Anerkennung der Berufsqualifikationen ausländischer Ärzte eine große Bedeutung zu. „Die interkulturellen Herausforderungen im Gesundheitswesen sind gewachsen. Aber wir profitieren hier auch von der interkulturellen Kompetenz der zugewanderten Ärzte. Voraussetzung sind natürlich eine gleichwertige Fach- und eine hohe Sprachkompetenz, die für die Patientensicherheit sowie die kompetente Zusammenarbeit der Ärzte untereinander unabdingbar sind. Nur so kann die berufliche und auch soziale Integration der Kollegen aus dem Ausland gelingen.“
Neben einer Gleichwertigkeitsprüfung der ausländischen ärztlichen Berufsabschlüsse durch die jeweiligen Bezirksregierungen obliegt die Überprüfung der fachsprachlichen Qualifikationen den Ärztekammern. Die ÄKWL hat seit 2014 insgesamt über 5.750 Fachsprachenprüfungen abgenommen und hält es für notwendig, die Fachsprachenprüfungen in allen Bundesländern auf die Ärztekammern zu übertragen sowie die Prüfungsniveaus und -inhalte bundesweit zu vereinheitlichen. Es gelte, einem Prüfungstourismus zur Umgehung der notwendigen Standards entgegenzuwirken.
Kammerpräsident Gehle spricht sich dafür aus, Krankenhäuser mit überdurchschnittlich hohem Qualifizierungs- und Integrationsbedarf finanziell besonders zu fördern. Die Integrationsanforderungen würden bisher nicht regelhaft ausgeglichen, denn die fallpauschalierenden Entgelte seien unabhängig vom jeweiligen Integrationsaufwand für alle Kliniken gleich. „Überdurchschnittlich stark sind dabei Krankenhäuser in ländlichen Regionen betroffen oder in Regionen, die weit vom Standort einer medizinischen Fakultät entfernt sind.“
Gehle abschließend: „Die Interkulturalität derjenigen, die im Gesundheitswesen tätig sind, muss als Chance auf dem Weg zu einer kultursensibleren Versorgung begriffen werden. Der Ausbau entsprechender Angebote in der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung sollte weiter gefördert werden. Dies gilt auch für alle anderen Gesundheitsfachberufe.“