Die aktuellen Infektionszahlen steigen insbesondere in Nordrhein/Westfalen, aber längst auch in Rheinland-Pfalz mit einer Besorgnis erregenden Rasanz. Ungeachtet der Dunkelziffern und Meldungsverzögerungen werden heute (23. März, 13 Uhr) bundesweit schon über 26.000 offiziell bestätige Infektionen bilanziert. Das wird lange noch nicht das Ende der viralen Entwicklung sein.
Unsere Kanzlerin Angela Merkel hat jedem einzelnen Bürger ins Gewissen geredet. Es hat offenbar gewirkt. Jeder Einzelne weiß, er ist jetzt und in den nächsten Wochen gefordert, mit seiner persönlichen Rücksichtnahme und vielen Einschränkungen einen unverzichtbaren Beitrag dafür zu leisten, dass sich das Virus langsamer verbreitet. Nur so können wir die besonders gefährdeten Menschen in unserer Gesellschaft schützen.
Wir Ärztinnen und Ärzte gehen in unserem Beruf immer persönliche Risiken ein. Viren bergen auch für uns Gefahren. Bisher erlebten diese vornehmlich und in besonderem Maße Ärztinnen und Ärzte in den Krisengebieten in der Welt. Jetzt ist Deutschland selber ein virales Krisengebiet.
Wir brauchen allerorts unzählige Mundschützer, Kittel und Desinfektionsmittel. Es hilft uns nicht, hier auf Versäumnisse hinzuweisen und Vorwürfe zu erheben. Suchen wir besser Lösungen, denn vielen bereitet die fehlende Schutzkleidung absolut verständliche Ängste.
Machen wir uns keine Illusionen: Wir werden in unserer Tätigkeit bisher gekannte Grenzen verschieben müssen. Wir wissen – wenn die Fallzahlen weiter so steigen – werden vermutlich zuvor nie dagewesene Zeiten eintreten. Selbst infizierte, aber nicht schwer erkrankte Ärzte und Pflegekräfte werden schwerkranke Patienten behandeln müssen. Wer sonst sollte es tun?
Viele Menschen zollen Helfern Beifall. Wir erleben derzeit viel Respekt und Achtung für unser Tun. Das bekräftigt mich in meinem ärztlichen Handeln. Menschen zu helfen, das ist der Grund, warum ich den Arztberuf gewählt habe. Ich werde weiterhin im Krankenhaus anderen Menschen helfen, auch in dieser Pandemie, wie viele Tausend Kolleginnen und Kollegen in unseren gut 450 Krankenhäusern in NRW und RLP. Wir werden nicht weglaufen!
Aber, wir brauchen bereits jetzt enorme finanzielle Unterstützung. Die Liquidität der Kliniken ist eine existentielle Frage. Wir benötigen in diesem Krisenmodus mehr Geld, weitaus mehr als mancher Politiker bisher bereit war, in unsere Kliniken zu investieren. Wir brauchen aber auch jede Ärztin, jeden Arzt und wir sind höchst dankbar für jedes nicht insolvente Krankenhaus in der Versorgung.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch unsere Kanzlerin Angela Merkel ausdrücklich in die Pflicht nehmen. Sie hat versichert, dass niemand in den nächsten Wochen und Monaten im Regen stehen bleiben soll. Das muss für jede Ärztin, für jeden Arzt, für jede Pflegekraft und für jeden uns helfenden Studenten oder Mitarbeiter gelten. Wer Tag für Tag seine Gesundheit zum Wohl aller riskiert, noch dazu in einer Pandemie, braucht eine umfassende Absicherung, auf die er sich und seine Familie im denkbar schlimmsten Fall absolut verlassen kann. Ich danke allen für Ihr engagiertes verantwortungsvolles Tun! Bleiben Sie bitte gesund!