Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Bouffier,
oberste Priorität in der jetzigen Corona Pandemie hat die Bewältigung der damit assoziierten Krise, die sich auf fast alle Lebensbereiche auswirkt.
Wir, die an den hessischen Universitätskliniken tätigen Ärztinnen und Ärzte nehmen unsere Verantwortung in dieser speziellen Situation sehr ernst und unternehmen – in Zusammenarbeit mit den anderen an der Krankenversorgung beteiligten Berufsgruppen – alles, um aus medizinischer Sicht die Krise bestmöglich zu meistern.
Diese Leistung findet öffentliche Anerkennung – auch Ihrerseits in der von Ihnen kürzlich veröffentlichten Regierungserklärung (24.03.2020: „In Verantwortung für Hessen: Wir stehen zusammen“). Darin betonen Sie, dass „alle, die im Gesundheitswesen tätig sind, seit Wochen Herausragendes leisten. Für dieses großartige Engagement verdienen sie unser aller Dank und Anerkennung.“
Mit viel Unmut und größtem Unverständnis stellen wir daher fest, dass die Landesregierung diese Anerkennung vermissen lässt. Denn die Verhandlungsstrategie in den seit Oktober 2019 laufenden Tarifverhandlungen spiegelt dies leider überhaupt nicht wider!
Die dort praktizierte Hinhaltetaktik erweckt vielmehr den Eindruck, dass die Verhandlungsführer seitens Land und Rhön-Klinikum die derzeitige Situation ausnutzen, wohlwissend, dass in der jetzigen Situation „normale“ Tarifverhandlungen nicht möglich sind und dementsprechend Arbeitskampfmaßnahmen bis hin zum Streik natürlich derzeit überhaupt nicht in Frage kommen.
Ihren Worten müssen endlich Taten folgen! Denn wir registrieren mit Fassungslosigkeit, wie uns das Land Hessen in den aktuellen Tarifverhandlungen tatsächlich behandelt. Während mittlerweile alle anderen deutschen Universitätsklinika auf einen fairen Kompromiss zurückblicken, lässt man uns in Frankfurt, Gießen und Marburg inmitten der Krise völlig im Stich. Obwohl durch die Annahme der von unserer Gewerkschaft vorgeschlagenen Übernahme der Kompromisslösung zwischen der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) und den anderen 23 Universitätskliniken eine rasche und pragmatische Beilegung des Tarifkonflikts möglich wäre, wird dieses Angebot durch die Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite ohne jede Begründung abgelehnt und demgegenüber sogar eine Verschiebung der bereits seit mehreren Monaten laufenden Verhandlungen in das nächste Jahr vorgeschlagen.
Herr Ministerpräsident Bouffier, Hessens Universitätsärzte brauchen in dieser verfahrenen Situation Ihre Unterstützung! Beenden Sie das Geschacher auf Arbeitgeberseite und ebnen Sie den Weg für eine schnelle Tarifeinigung. Schaffen Sie die Voraussetzungen, damit wir uns in dieser schwierigen Zeit voll auf die Behandlung unserer Patienten konzentrieren können.
Wir wollen und können derzeit keinen Arbeitskampf führen. Umso mehr ist jetzt Ihr Einsatz gefordert! Denn Sie können es nicht für richtig halten, dass Ärztinnen und Ärzte an den hessischen Universitätskliniken schlechter gestellt werden als in allen anderen Bundesländern. Lassen Sie Ihren anerkennenden Worten für unsere Arbeit Taten folgen und unterstützen Sie uns bei einer fairen Einigung!
Ihre Ärztinnen und Ärzte der hessischen Universitätskliniken