• Prof. Leopold Eberhart kandidiert für die Aufsichtsratswahlen der Rhön Klinikum AG

    Interview
    27.April 2020
    „Ich möchte der Gemeinschaft Krankenhaus eine Stimme im Aufsichtsrat geben"
    Prof. Leopold Eberhart, stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Marburg,
    Prof. Leopold Eberhart, stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Marburg,

    Frankfurt (mn). Am 4. und 5. Mai findet die Delegiertenwahl zur Aufsichtsratswahl am UKGM statt. Prof. Leopold Eberhart, stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Marburg, tritt als Spitzenkandidat für den Mar­burger Bund an. Im Interview berichtet er, was sich grundsätzlich ändern muss, wo es aus seiner Sicht Probleme gibt  und warum das Gremium für Ärztinnen und Ärzte wichtig ist.

     

    Warum kandidieren Sie für den Aufsichtsrat?

    Prof. Leopold Eberhart: Ich habe mich im Grunde genommen nicht um die Kandidatur gerissen. Vielmehr wurde ich vom Betriebs- und Personalrat angesprochen. Die fanden meine kritischen Aussagen und Stellungnahmen zu Missständen am Uniklinikum - auch gegenüber unserer Geschäftsführung - gut. Eindruck hat wohl auch hinterlassen, dass ich mich nicht nur für die Ärzte, sondern auch für die Pflege eingesetzt habe.

    Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern?

    Eberhart: Unser Wahlkampf läuft unter dem Motto „Mut & Rückgrat“. Ich will die Beschlüsse im Aufsichtsrat hinterfragen und mich als kritischer Geist einbringen - gerade auch vor dem Hintergrund der Übernahme durch den privaten Klinikbetreiber Asklepios. Viele Mitarbeiter sind besorgt, dass die Arbeitsbedingungen dann noch schlechter werden. Da muss man sich klar positionieren.

    Wo gibt es Probleme?

    Eberhart: Ein Stichwort ist die zunehmende Ökonomisieurng in Krankenhäusern, insbesondere bei denjenigen in privater Hand. Als Einrichtungen der Daseinsvorsorge geht es in allererster Linie um die Patienten und nicht um Aktionäre und Vorstände. In einem Gesundheitsbetrieb kann es nicht wie in der Industrie zugehen. Hier müssen wir ethische Barrieren hochziehen. Wir können uns nicht noch mehr auspressen lassen, wir haben Patienten zu versorgen.

    Wofür werden Sie sich einsetzen?

    Eberhart: Probleme gibt es eine ganze Menge. Dies sieht man zum Beispiel an den aktuellen Tarifverhandlungen. Hier wird auf Zeit gespielt. Anstatt den Fokus auf die Motivation und Wertschätzung der Mitarbeiter zu setzen, wird versucht, die aktuelle Situation auszunutzen. Der Arbeitgeber könnte in dieser Krisenzeit für seine hessischen Universitätskliniken einfach und unkompliziert den Tarifabschluss der anderen Länder übernehmen. So hätten die Mitarbeiter Sicherheit und dann kann man im nächsten Jahr nachverhandeln. Die Mitarbeiter stehen zu wenig im Fokus des Vorstands. Das würde ich gerne ändern und mich dafür einsetzen.

    Zudem haben wir veränderte Rahmenbedingungen. Ärzte sind nicht mehr bereit, sich selbst auszubeuten. Wir wollen Arbeitszeitverstöße nicht weiter decken. Arbeitszeit muss dokumentiert und bezahlt werden – gerade das ist doch auch eine zentrale Forderung in der aktuellen Tarifauseinandersetzung.

    Das ist auch wichtig für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Familien bleiben doch auf der Strecke bei 60 Stunden die Woche und mehr.

    Warum ist es wichtig, dass Ärzte im Aufsichtsrat vertreten sind?

    Eberhart: Andere Arbeitnehmervertreter haben eine andere Agenda und Sicht auf die Dinge, als wir Ärzte. Deshalb soll die ärztliche Sicht vertreten sein, auch wenn ich nicht nur die Arztbrille aufhabe, sondern alle Berufsgruppen der Uniklinik im Blick haben. Ich möchte der Gemeinschaft Krankenhaus eine Stimme im Aufsichtsrat geben.

     

    Die Wahl zum Aufsichtsrat der Rhön Klinikum AG findet über eine Delegiertenwahl (ähnlich wie die US­-Präsidentschafts­wahl) statt. Die Delegierten werden am 4. Mai in Gießen und am 4. und 5. Mai 2020 in Marburg gewählt.

    Briefwahlunterlagen können unter erika.hallenberger@uk­gm.de beantragt werden.