Es ist wichtig, dass jetzt schrittweise wieder planbare Operationen stattfinden, die seit Mitte März verschoben wurden. Genauso wichtig ist es, Patienten darüber aufzuklären, dass sie bei relevanten medizinischen Problemen weiterhin ohne Sorge vor Infektionen ins Krankenhaus kommen können. Leider warten manche Patienten aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus bei offenkundigen Beschwerden viel zu lang, bis sie sich medizinische Hilfe holen. Bei schweren oder sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen kann das fatale Auswirkungen haben.
Der Bundesgesundheitsminister beschreibt einen neuen Alltag. Zu diesem neuen Alltag gehört für das Personal in den Krankenhäusern jetzt schon, mit dem Risiko einer Ansteckung konfrontiert zu sein, ohne dass Infektionen des Personals bisher systematisch erfasst werden. Das medizinische und pflegerische Personal müsste sehr viel häufiger auf SARS-CoV-2 getestet werden. Zusätzlich sollten alle Patienten, die neu aufgenommen werden, auf das Coronavirus gescreent werden. Die Testkapazitäten sind vorhanden und müssen voll ausgeschöpft werden. Bei entsprechendem Bedarf sind sie weiter auszubauen.
Es ist frustrierend, dass die entscheidende und jetzt schon knappe Ressource im Gesundheitswesen, das pflegerische und ärztliche Personal, im Konzept des BMG faktisch unberücksichtigt bleibt. Wir wollen nicht, dass Ausnahmeregelungen zum Alltag werden. Es kann nicht sein, dass Personalmindeststandards in der Pflege dauerhaft ausgesetzt bleiben. Diese Ausnahmeregelungen zeigen, dass wir eben keinen Alltag in den Kliniken haben – und erst recht keinen „Normalbetrieb“. Im Gegensatz zu Beatmungsgeräten lässt sich medizinisches und pflegerisches Personal nicht innerhalb eines halben Jahres aus dem Hut zaubern. Wir hätten uns gewünscht, dass das BMG die ohnehin schon starke Belastung des Personals im Regelbetrieb in seine Überlegungen einbezieht. Denn auch der Normalbetrieb vor der Corona-Krise war alles andere als normal.
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