„Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache“, betont der rheinland-pfälzische Landesärztekammer-Präsident Dr. med. Günther Matheis. Die statistische Entwicklung zeigt klar, dass die demografischen Veränderungen sich auf die ärztliche Versorgung auswirken werden. „Und zwar nicht nur im hausärztlichen Bereich, sondern auch in der fachärztlichen Grundversorgung“, erklärt der Kammer-Präsident. Der Blick auf die demografische Entwicklung im fachärztlichen Bereich kommt aber leider immer noch zu kurz. Matheis: „Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um eine flächendeckende Versorgung aufrechtzuhalten.“
Insgesamt ist die Zahl der registrierten Ärzte/innen im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent gestiegen. Doch mehr Ärzte und Ärztinnen (statistisch gesehen) und zugleich Ärztemangel schließen sich nicht aus. Es ist vielmehr eine natürliche Folge gesellschaftlicher Veränderungen, erklärt der Kammer-Präsident. Der Bedarf an Ärzten/innen ist in den vergangenen Jahren gewachsen und wird auch weiter steigen. Das gilt sowohl für das Krankenhaus als für den ambulanten Bereich. Die Gründe hierfür: der medizinische Fortschritt, der demografische Wandel, der erhöhte Anteil von Teilzeitstellen und der Trend zur Arbeitszeitverkürzung.
„Wir brauchen dringend mehr Köpfe im Versorgungssystem. Eine Erhöhung der Anzahl der Medizinstudienplätze ist deshalb sehr wichtig und unverzichtbar“, fordert Günther Matheis. Schätzungen zufolge werden inzwischen mindestens 1,6 Ärzte/innen benötigt, um eine/n ausscheidende/n Ärztin/Arzt zu ersetzen.
Zur Statistik: Im Jahr 2019 sind insgesamt 22.179 Ärztinnen und Ärzte bei der Landesärztekammer registriert; von ihnen sind 18.724 berufstätig. Im ambulanten Bereich arbeiten laut Statistik 7.550 Ärztinnen und Ärzte. Im Krankenhaus sind es 8.956 Ärztinnen und Ärzte.
Ein Rückblick: Im Jahr 2000 waren 16.169 Ärzte/innen bei der Landesärztekammer gemeldet; 13.444 von ihnen waren damals berufstätig. Von ihnen arbeiteten 6.126 im ambulanten Bereich und 5.940 im Krankenhaus.
Die Arztzahl-Statistik der Landesärztekammer zeigt klar: Der Anteil der jungen Ärztinnen und Ärzte sinkt weiter. Im vergangenen Jahr gab es in der Altersgruppe 35 bis 39 Jahre landesweit 2.074 berufstätige Ärztinnen und Ärzte. Im Vergleich zum Jahr 2000 (35-39-jährige Berufstätige: 2.443) ist deren Anteil um rund ein Sechstel gesunken.
Schaut man in dieser Altersgruppe in den ambulanten Bereich, so fällt der Rückgang noch stärker aus: Im Jahr 2019 gab es bei den 35- bis 39-Jährigen 435 ambulant arbeitende Ärzte/innen; im Jahr 2000 waren es 811. Das ist fast die Hälfte weniger.
In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen sinkt der Anteil derer, die ambulant arbeiten, im selben Zeitraum ebenfalls stark: von 2.374 (Jahr 2000) auf 1.532 (Jahr 2019). Das bedeutet einen Rückgang von fast einem Drittel.
Gleichzeitig steigt die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die zwischen 50 und 59 Jahre alt sind. Gab es im Jahr 2000 noch 1.990 ambulant tätige Ärzte/innen in dieser Altersgruppe, so waren es in 2019 schon 2.777 (ein Plus von rund 40 Prozent). Der Anteil der 60- bis 65-Jährigen wuchs im selben Zeitraum von 528 auf 1.393. Und der Anteil derjenigen, die über 65 sind und im ambulanten Bereich arbeiten, stieg von 164 (Jahr 2000) auf 1.193 (Jahr 2019) und hat sich damit mehr als versiebenfacht. Matheis: „Diese Entwicklung ist mehr als bedenklich.“
Eine ähnliche Altersstruktur wie im ambulanten Bereich zeigt sich auch im Krankenhaus. Zwar stieg die Zahl der Klinikärztinnen und -ärzte, die bis 39 Jahre alt sind, seit dem Jahr 2000 von 3.361 auf jetzt 4.183. Doch auch in den Kliniken verzeichnet sich ein starker Anstieg der Ärzte/innen, die 50 Jahre und älter sind. Ihre Zahl stieg von 1.032 (im Jahr 2000) auf 2.845 (Jahr 2019) – dies sind über 2,5mal so viele.
Ein weiterer Blick in die Statistik zeigt, dass 43 Prozent der rheinland-pfälzischen Landesärztekammer-Mitglieder weiblich sind. Im vergangenen Jahr sind bei der Landesärztekammer 9.543 Ärztinnen registriert gewesen; von ihnen sind 8.190 berufstätig. Damit ist der Anteil der berufstätigen Ärztinnen im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 Prozent gestiegen. Der größte Teil der Ärztinnen arbeitet nach wie vor im stationären Bereich.
In der Statistik ist auch erkennbar, wie viele Ärztinnen und Ärzte Rheinland-Pfalz verlassen haben: 50 Ärzte/innen aus Rheinland-Pfalz sind im vergangenen Jahr ins Ausland ausgewandert. Die meisten von ihnen gingen in die Schweiz, nach Luxemburg und nach Ungarn.
Weiter gestiegen ist in den vergangenen Jahren der Anteil der ausländischen Ärztinnen und Ärzte in Rheinland-Pfalz. Waren es im Jahr 2000 noch 799 ausländische Ärzte7innen, so arbeiteten im vergangenen Jahr bereits 2.586 ausländische Ärzte/innen im Land. Das sind mehr als dreimal so viele wie vor 19 Jahren. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien, Rumänien, der Russischen Föderation und Griechenland.