Wie läuft aktuell die Weiterbildung aus Ihrer Sicht? Was sind Ihre Erfahrungen und die Ihrer Kolleginnen und Kollegen?
Dr. Vanessa Zink: Ich persönlich muss mich aus dieser Frage derzeit rausnehmen, da ich aktuell in der allgemeinmedizinischen Praxis bin und eins zu eins ausgebildet wer-de. Was ich aber von Kolleginnen und Kollegen höre, die sich in der klinischen Weiterbildung befinden, ist, dass es im Moment in den Krankenhäusern nur darum geht, dass Aufgaben möglichst zeit- und personalsparend erledigt werden. Das Lernen bleibt dabei leider zu oft völlig auf der Strecke.
Was macht denn eine gute Weiterbildung aus?
Zink: Gerade in der Anfangsphase ist es meiner Meinung nach wichtig einen Ansprechpartner zu haben und nicht alleine einfach ins kalte Wasser geworfen zu werden. Denn das führt sonst schnell dazu, dass man sich überfordert fühlt. Zu-dem ist eine Struktur der Weiterbildung wichtig, damit alle Inhalte der Weiterbildung auch ablaufen, wie sie sollen. Denn sonst werden Ärztinnen und Ärzte zum Beispiel nicht in den OPs oder bei den Sonografien eingesetzt, die sie zur Anerkennung der Weiterbildung benötigen, was zu einem starken Konkurrenzkampf untereinander führt.
Warum sollte gute Weiterbildung ausgezeichnet werden?
Zink: An einer solchen Auszeichnung, wie unserem Gütesiegel, kann man sich orientieren, vor allem als Berufsanfänger, wenn man noch nicht weiß, wie der Hase läuft. Wenn man gerade von der Uni kommt, er-wartet man, dass die Weiterbildung überall gut läuft, aber so ist es nicht. Eine Auszeichnung gibt eine Entscheidungshilfe, wo sich eine Bewerbung lohnt.
Warum ist ein solches Gütesiegel sinnvoll?
Zink: Mit einem Gütesiegel lässt sich die Weiterbildung vergleichen. Auf anderen Platt-formen, auf denen die Weiterbildung bewertet wird, sind es subjektive Eindrücke. Wir wollen die Bewertung objektivieren und vergleichbar machen. Das Gütesiegel kommt außerdem direkt von den Ärzten in der Weiterbildung.
Sie engagieren sich im Netzwerk Junge Ärztinnen und Ärzte, was wollen Sie neben einer guten Weiterbildung noch bewegen?
Zink: Wir jungen Ärztinnen und Ärzte wollen stärker repräsentiert sein. Wir wünschen uns mehr Diversität, auch in der Führungsriege. Unsere Belange müssen stärker berücksichtigt werden und wir haben im Netzwerk viele gute Ideen, die wir dort gemeinsam umsetzen können.Neben der Qualität der Weiterbildung, interessieren uns beispielsweise Themen wie Klimaschutz und Gesundheitsschutz, Ärztinnentreffen oder die Gestaltung von Informationsbroschüren. Mitmachen lohnt sich!
Zur Person
Dr. Vanessa Zink befindet sich derzeit in Weiterbildung
in einer allgemeinmedizinischen Praxis.
Sie ist Mitglied im Netzwerk Junge Ärztinnen und Ärzte
im Marburger Bund Hessen.