Der digitale Semesterauftakt 2020 des Marburger Bundes war ein großer Erfolg. Daher greift die MBZ dessen Themen in einer Artikelserie auf. Zum Start geht es um den Verband selbst – oder: Wie Studierende Einfluss auf die Bedingungen bekommen, unter denen sie jetzt studieren und später arbeiten?
„Politischer Einfluss – Eure Themen auf dem Weg zum Deutschen Ärztetag“ war der Titel einer Veranstaltung, bei Philipp Schiller, Vorsitzender des MB-Sprecherrats der Medizinstudierenden, und Constanze Czimmeck, studentisches Mitglied im Vorstand des MB Berlin/Brandenburg. Sie schilderten den Weg von der studentischen Idee über die MB-Sprecherräte auf Landes- und Bundesebene, der MB-Hauptversammlung bis zum Beschluss auf dem Deutschen Ärztetag.
Eine Umfrage der Referierenden unter den Teilnehmenden am Anfang des Webinars erbrachte, dass sich die Mehrheit bislang nicht engagiere. Das entspricht wohl der gelebten Realität an den Unis. Dagegen berichtete Schiller, dass auf der aktuellsten Hauptversammlung acht Beschlüsse Belange der Studierenden aufgriffen: „Das zeigt, dass man beim Marburger Bund studentische Interessen einbringen und die Verhandlungsmacht des Marburger Bundes nutzen kann.“ Über den MB-Vorstand werden solche Anträge gegebenenfalls in den Deutschen Ärztetag eingebracht, an dem 250 Delegierte aus den 17 Landesärztekammern teilnehmen, die Träger der Bundesärztekammer als berufsständischer Selbstverwaltung der Ärzte sind.
Czimmeck klärte darüber auf, dass diese zwar länderübergreifende Regelungen wie die (Muster-)Weiterbildungsordnung beschließen, die Landesärztekammern davon jedoch abweichen können. Schiller ergänzte, dass diese Struktur zum Beispiel dafür verantwortlich ist, dass es in manchen Kammern die Homöopathie als Zusatzweiterbildung gibt, in anderen aber nicht. Die Themen in den Kammern sind vielfältig und reichen von der ärztlichen Weiterbildung, über das Medizinstudium bis zu Gesundheitsberufen oder auch Arbeitsbedingungen. Diese sind auch ein wichtiges Thema des Marburger Bundes, der als einzige tariffähige Ärztegewerkschaft in Deutschland die Tarifverträge für angestellte Ärztinnen und Ärzte mit Arbeitgebern verhandelt. Der Marburger Bund arbeitet tarif- und berufspolitisch.
Aktuelle Themen im Sprecherrat der Medizinstudenten stellten Schiller und Moritz Funk, Kontaktstudent aus Frankfurt, in einem eigenen Webinar vor: „Wir versuchen, etwas für die Zukunft zu verändern.“ Dabei sei der MB eine Gruppe von heterogenen Individuen. Und zwar mit rund 127.000 Mitgliedern eine ziemlich große Gruppe, Europas größte Ärzte-Organisation mit freiwilliger Mitgliedschaft.
Schiller und Moritz Funk machten deutlich, dass es dabei immer mehr um Arbeitsbedingungen geht. Eine Blitzumfrage unter den Teilnehmenden zeigte, dass hier mehr als die Hälfte 40 bis 48 Stunden arbeiten wollen. Sie liegen damit in Höhe der Umfragen des Marburger Bundes. Die tatsächliche Wochenarbeitszeit liegt deutlich darüber. „Wir setzen uns dafür ein, dass Eure Wünsche auch gehört werden“, meinte Funk. Ein weiteres Thema sind unbezahlte Überstunden. „Das zeigt, dass Gewerkschaften immer noch eine wichtige Rolle haben“, fügt Schiller hinzu. Als Einzelperson sei es schwieriger, zur Klinikleitung zu gehen.
Der Marburger Bund greift auch studentische Themen im engeren Sinne auf – wie das 2. Staatsexamen, das in Bayern und Baden-Württemberg im Frühjahr verschoben wurde, während es alle anderen Länder durchführten. Der Marburger Bund und andere Verbände haben dies heftig kritisiert – und im Herbst wurden die Prüfungen dann überall weitgehend regulär durchgeführt.
Weitere Themen im Sprecherrat sind beispielsweise mangelhafte Rahmenbedingungen im Praktischen Jahr und die weiterhin fehlende Aufwandsentschädigung sowie die Reform der Ärztlichen Approbationsordnung. Der Marburger Bund bietet vieles, nachzulesen unter www.marburger-bund.de/mitglied-werden
So ist der Marburger Bund auch Ratgeber bei Auslandsaufenthalten. „Auslandsaktivitäten des Marburger Bundes“ war das Thema eines Webinars, bei dem Dr. Thorsten Hornung, Mitglied im Vorstand des MB Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz, referierte. Er machte beispielsweise auf den Comité Permanent des Médecins Européens, den Ständigen Ausschuss der Europäischen Ärzte, aufmerksam. Unter anderem mit Blick auf die Corona-Pandemie schilderte er: „Ohne internationale Kooperation kann man ganz schnell in große Problem kommen. Deshalb halte ich internationalen Austausch für sehr wichtig.“ Auch die Ärztegewerkschaften vernetzen sich international. Und berufspolitisch ist der Marburger Bund auch bei Treffen des Weltärztebundes als Beobachter dabei. Die Möglichkeiten, mit dem Marburger Bund international und national zu wirken, sind vielfältig.