Herr Ricke, bitte erzählen Sie uns etwas über sich. Was hat Sie zur Medizin gebracht?
Ich bin Jan-Niklas, 21 Jahre alt und seit frühester Kindheit sehr sportbegeistert. Im 400- und 800-Meter-Lauf bestreite ich regelmäßig erfolgreich Meisterschaften. Dabei habe ich meinen Ehrgeiz und meine Motivation entdeckt, die mich jetzt durch mein Studium tragen. Die Medizin hat mich früh interessiert: Bereits als Grundschüler fand ich es spannend, mir bei „Ferienpassaktionen“ im Krankenhaus Finger eingipsen zu lassen. Dieses Interesse ist mit den Jahren gewachsen. Mit Menschen zu kommunizieren und Verantwortung zu übernehmen ist mir wichtig. Ich mag es, wenn jeder Tag anders ist. Ich studiere im dritten Fachsemester an der MHH Humanmedizin, bin in der Anatomie als Präparier-Tutor tätig und sehr zufrieden mit meiner Studienwahl.
Was bedeutet Ihnen die Auswahl für das Deutschland-Stipendium?
Dass ich trotz meines noch jungen Alters unter den vielen Bewerbern ausgewählt wurde, freut mich wirklich, ebenso wie den Marburger Bund als Förderer an meiner Seite zu wissen. Ich fühle mich sehr wertgeschätzt. Dank des Stipendiums bin ich finanziell unabhängiger. An die Stelle meines bisherigen Nebenjobs ist nun mein Engagement für MediNetz Hannover e.V., einer medizinischen Flüchtlingsberatung, getreten.
Das klingt spannend. Was genau machen Sie bei MediNetz Hannover e.V.?
Menschen ohne Krankenversicherung, die eine medizinische Behandlung benötigen, rufen uns an und wir vermitteln sie an Ärztinnen und Ärzte, die in diesen Fällen anonym und wann immer möglich kostenlos behandeln. Ich bin jetzt seit einem Vierteljahr bei MediNetz Hannover e.V. dabei und habe mir vorgenommen, auch mich als Arzt später unentgeltlich für solche Projekte zu engagieren. Wenn ich auch hoffe, dass Krankenleistungen in der Zukunft für jeden frei zugänglich sind.
Sie sind seit 2019 Mitglied beim MB Niedersachsen. Welche Vorteile sehen Sie für sich als Studierenden in der Mitgliedschaft?
Während meiner ersten Uni-Woche habe ich mich an einem Infostand des Marburger Bundes an der MHH darüber informiert, wie sich der Verband für Studierende engagiert - sei es für ein faires PJ oder mit Veranstaltungen speziell für Studierende. Ich interessiere mich für ein Auslandssemester und bin froh, auch hierbei auf Unterstützung zählen zu können. Und es ist beruhigend, schon jetzt zu wissen, an wen ich mich mal wenden kann, wenn ich im Berufsleben stehe und es um Arbeitszeitgesetze und Dienstpläne geht.
Gibt es etwas, das Sie „frischen“ Medizinstudierenden rückblickend auf Ihr erstes Studienjahr mit auf den Weg geben möchten?
Man munkelt, das erste Studienjahr sei das Schlimmste - und ja, es war wirklich hart. Manchmal wussten wir Studierenden nicht, wo uns vor lauter Anatomie der Kopf steht. Gefühlt reicht die Zeit nie. Deshalb ist es so wichtig, neben all den neuen Anforderungen einen Ausgleich zu haben. Mir hat mein Sport sehr geholfen, auch in stressigen Zeiten durchzuhalten. Deshalb möchte ich gerade neuen Studierenden raten: Behaltet eure Hobbys bei! Es gibt ein Leben neben dem Studium – auch im ersten Jahr!
Herr Ricke, vielen Dank für das Gespräch! Bleiben Sie gesund.
Das Gespräch führte Anna Dierking.