• Susanne Johna: Neue Bundesregierung muss Bürokratie im Gesundheitswesen eindämmen

    Pressemitteilung
    „Wir wollen nicht ständig immer neue Daten für die Krankenkassen erheben und dokumentieren“
    05.November 2021
    Die 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna, hat die Ampel-Partner aufgefordert, die ausufernde Bürokratie im Praxis- und Klinikalltag einzudämmen: „Wir brauchen gesetzliche Rahmenbedingungen, die weniger Bürokratie und nicht noch mehr Bürokratie bedeuten. Wir wollen einfach nur unsere Patienten versorgen und nicht ständig immer neue Daten für die Krankenkassen erheben und zeitaufwändig dokumentieren“, sagte Johna auf der 138. Hauptversammlung des größten deutschen Ärzteverbandes in Berlin.
    Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes
    Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes

    Der Aufwand steige von Jahr zu Jahr und raube den Ärztinnen und Ärzten Zeit für die unmittelbare Versorgung. Mit ausreichendem Personal, mit durchdachten Führungskonzepten und mehr Teamarbeit werde sich die Qualität in der Gesundheitsversorgung ganz ohne die Dokumentation hunderter Qualitätsindikatoren verbessern. Es gehe um Investitionen in Menschen, um gut aus-, weiter- und fortgebildetes Personal, betonte Johna.

    Positiv hob sie hervor, dass Prävention zukünftig eine größere Rolle in der Gesundheitspolitik einnehmen solle, wie dem Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP zu entnehmen sei. Schon in den Grundschulen müsse Gesundheitsbildung beginnen. Von Ernährung über Bewegung bis hin zur Suchtprävention lasse sich hier viel erreichen.

    Die künftige Bundesregierung müsse aber auch endlich den Mut aufbringen, Konflikte mit der Lebensmittelindustrie einzugehen. „Wie kann es sein, dass wir in Deutschland immer noch keine Steuer für stark zuckerhaltige Getränke eingeführt haben?“, fragte Johna. In Großbritannien sei eine solche Sondersteuer schon im April 2018 durchgesetzt worden. „Wenn wir Getränke mit mehr als 5 g Zucker pro 100 ml Flüssigkeit mit einer Zusatzsteuer belegen, werden sich die Produzenten umstellen müssen. Wer will denn wirklich mehr als 12 Zuckerstücke in dreiviertel Liter Flüssigkeit zu sich nehmen?“, sagte Johna.

    Prävention sei ein weites Feld. Wenn man es richtig anstelle und die Hebel richtig ansetze, könne viel für die Gesundheit der Menschen erreicht werden. „Prävention ist allerdings kein Projekt, dessen Ergebnisse sich in einer Legislaturperiode messen lassen. Wenn hier tatsächlich Verbesserungen im Sinne der Bevölkerung erzielt werden sollen, reden wir von einer Daueraufgabe“, bekräftigte die Marburger Bund-Vorsitzende.