Die geplante Corona-Prämie darf nicht allein auf Pflegekräfte von Intensivstationen beschränkt werden, fordert die 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. Susanne Johna, in einem am Sonntag (13.02.2022) veröffentlichten Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Ärztinnen und Ärzte versorgen im Team mit den Pflegekräften die Patienten, sind ebenfalls einer hohen Belastung ausgesetzt und tragen die Hauptverantwortung. Hinzu kommt, dass auch das Personal auf den Normalstationen durch die Pandemie einer enormen Belastung ausgesetzt ist. Deshalb müssen Ärztinnen und Ärzte bei der Corona-Prämie genauso berücksichtigt werden wie Pflegekräfte.“
„Wir haben uns als Ärzteschaft bei der ersten Corona-Prämie ganz bewusst zurückgehalten und gesagt, jetzt ist die Pflege mal dran. Bei der zweiten Corona-Prämie haben wir uns schon sehr geärgert, dass die Ärzte nicht berücksichtigt wurden. Ein drittes Mal werden wir das nicht hinnehmen. Einige Ärzte sind so sauer, dass sie ernsthaft einen Tätigkeitswechsel in Erwägung ziehen. Natürlich besteht bei der Verteilung der Corona-Prämie immer die Gefahr, dass Neid und Ungerechtigkeiten entstehen. Aber Unruhe oder gar Verteilungskämpfe können wir in den Kliniken jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Das wäre Gift für die Arbeit in den Teams. Besser ist daher ein Steuerfreibetrag für alle patientennahen Beschäftigten im Gesundheitswesen“, bekräftigte Johna.
Es stimme, dass Pflegekräfte in Deutschland zu wenig verdienen. Allerdings sei das Hauptproblem, dass zu wenig Pflegekräfte zu viele Patienten betreuen müssten. Im europäischen Vergleich stehe Deutschland nicht gut da. „Die Arbeitsbelastung in der Pflege ist enorm und daran ändert eine Corona-Prämie nichts. Mehr Pflege bekommt man nur durch mehr Pflege. Neben den Pflegekräften dürfen wir aber nicht das Praxispersonal im ambulanten Bereich vergessen, das eine erhebliche Mehrbelastung hat und deshalb auch einen Anspruch auf einen Bonus haben sollte. Corona-Impfungen, PCR-Tests und die Versorgung von Infizierten mit leichten Symptomen haben zu einem erheblichen Mehraufwand für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte geführt“, betonte die Marburger Bund-Vorsitzende.