Die Politik muss ihre Anstrengungen beim Hitzeschutz deutlich verstärken: Städte und Kommunen brauchen Hitzeschutzpläne, damit sich Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens besser auf Hitzewellen vorbereiten können, am besten geregelt durch einen nationalen Hitzeschutzplan, fordert Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende Marburger Bundes, im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
„Die gesundheitlichen Gefahren, die von Hitzewellen ausgehen, dürfen nicht unterschätzt werden. Berechnungen des Deutschen Komitees Katastrophenvorsorge (DKKV) haben gezeigt, dass Hitzewellen besonders viele Todesopfer fordern können. Temperaturen über 35 Grad Celsius sind vor allem ein Problem, wenn sie länger anhalten und auch in den Nächten keine Abkühlung einsetzt, die Temperaturen also nicht unter 20 Grad Celsius fallen. Zur Gefahr können Hitzewellen insbesondere für ältere Menschen aufgrund eines verminderten Durstgefühls werden. Senioren sollten deshalb in Hitzephasen darauf achten, mindestens zwei Liter am Tag zu trinken. Praktisch lässt sich das gut kontrollieren: Die beiden am Morgen bereitgestellten Literflaschen mit Wasser sollten bis zum Abend geleert sein. Bewegung sollte in den frühen Morgenstunden stattfinden, wenn die Temperaturen noch deutlich niedriger sind.“
Neben Senioren seien auch Säuglinge, Schwangere, chronisch Kranke und Arbeitskräfte im Freien, darunter Bauarbeiter und Landwirte, durch Hitzewellen besonders gefährdet. Nötig seien Fortbildungen zu hitzebedingten Erkrankungen, die temperaturgerechte Aufbewahrung von Medikamenten, spezifische Maßnahmen bei stark erhöhten Temperaturen über mehrere Tage und Gebäudeanpassungen. „Auch Nachbarschaftshilfe, zum Beispiel beim Einkaufen, ist wichtig. Berlin ist die erste Großstadt in Deutschland und das erste Bundesland, das seit Juni über Hitzeschutzpläne verfügt. Das zeigt, dass sich Deutschland besser vorbereiten kann und muss. Wichtig ist auch, die Bevölkerung darüber zu informieren, wie sich Menschen in Hitzewellen ganz konkret verhalten sollen, zum Beispiel durch eine breit angelegte Aufklärungskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“, sagte Johna.