"Unsere Verhandlungspartner scheinen die Tragweite der Situation nicht zu erkennen", sagt Dorothea Kerner, erste Vorsitzende des Marburger Bundes Saarland. "Die Ärztinnen und Ärzte an den Universitätskliniken stehen unter einer enormen Belastung: Sie haben nicht nur die längsten Wochenarbeitszeiten, sondern müssen auch die Versorgung schwerstkranker Patienten gewährleisten und gleichzeitig Forschung und Lehre vorantreiben. Trotz dieser herausfordernden Aufgaben und der hohen Verantwortung im Bereich der Maximalversorgung bilden sie im Hinblick auf ihre Gehälter im Vergleich zu anderen Klinikträgern das Schlusslicht", erklärt Kerner weiter. "Wenn die Länder, die für die Finanzierung der Unikliniken verantwortlich sind, sich weiterhin besseren Arbeitsbedingungen verweigern, wird dies langfristige Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben. Die bereits bestehende Personallücke im ärztlichen Bereich wird dadurch nur noch größer. Und es ist ungewiss, wie viele Ärztinnen und Ärzte letztendlich noch für die Versorgung der Patienten zur Verfügung stehen werden“, so Kerner abschließend.
Daher planen die Ärztinnen und Ärzte unter dem Motto "Versorg dich selbst, sonst versorgt dich (bald) keiner (mehr)" die symbolische Übergabe eines Notfallkoffers an die Verhandlungsvertreter des Finanzministeriums in Saarbrücken. "Wir wollen, dass sie einen ersten Eindruck davon bekommen, wie es sein wird, wenn bald wirklich kein Arzt oder keine Ärztin an der Universitätsklinik mehr da ist, der/die die Gesundheitsversorgung übernimmt", erklärt Dorothea Kerner. "Wir streiken auch deshalb, weil wir für unsere Patientinnen und Patienten eine hochkarätige Gesundheitsversorgung aufrechterhalten wollen. Und das gelingt uns nicht, wenn noch mehr Kolleginnen und Kollegen den universitären Sektor verlassen, weil die Arbeitsbedingungen woanders einfach besser sind als bei uns", so Kerner weiter.
Parallel zur Übergabeaktion sind Aufklärungsaktionen für die Patientinnen und Patienten sowie eine Unterschriftenaktion geplant.
Die Protestaktion der Universitätsärztinnen und -ärzte ist eine Reaktion auf die aktuellen Verhandlungen des Marburger Bundes mit der TdL. Trotz mittlerweile vier Verhandlungsrunden wurde bisher kein annehmbarer Vorschlag der Arbeitgeberseite präsentiert. Der Marburger Bund fordert höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Auch vor dem Hintergrund des Gehaltsabstandes zu anderen Klinikträgern fordert er linear 12,5 Prozent mehr Gehalt bezogen auf ein Jahr. Der Zunahme von Schicht- und Wechselschichtarbeit will er mit Begrenzungen begegnen. Die Verhandlungen werden am 25. März fortgesetzt.
Weitere Informationen unter:
TdL-Tarifrunde 2023/2024 | Marburger Bund Bundesverband (marburger-bund.de)