Alarmierend ist es, dass es laut der Umfrage in einigen Kliniken immer noch an einer regelmäßigen und verdachtsunabhängigen Teststrategie fehle. So geben ca. 32 % der befragten Ärztinnen und Ärzte an, dass an Ihrer Klinik nicht regelmäßig und verdachtsunabhängig getestet würde. Bezieht man den ambulanten Bereich mit ein, so sind dies sogar 40% der Befragten. Es müssen jederzeit ausreichend zur Verfügung stehende Testmöglichkeiten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern vorhanden sein. Diese sind unabdingbare Voraussetzung, um Übertragungen an Patienten und Mitarbeiter zu vermeiden. „Es ist ein Unding, dass in Deutschland und auch im Saarland keine verlässlichen Zahlen dazu vorliegen, wie viele Pflegekräfte und wie viele Ärztinnen und Ärzte sich bei der Versorgung von Patienten angesteckt haben. Wir erwarten, dass jetzt endlich die verfügbaren Testkapazitäten voll ausgeschöpft werden und dabei dem Gesundheitswesen Vorrang eingeräumt wird“, fordert Gregg Frost.
Das Thema Schutzausrüstung scheint auf den ersten Blick nicht mehr so prekär zu sein, beurteilen 80 Prozent der Umfrageteilnehmer deren Verfügbarkeit als ausreichend. Die 20 Prozent, die widersprechen, sind allerdings für das riskante Arbeitsumfeld immer noch zu viel. So geben die Befragten u.a. an, auf Anweisung des Arbeitgebers sparsam mit FFP2 Masken umgehen zu müssen, so dass diese teilweise mehrere Tage im Gebrauch seien. „Arbeitgeber rufen teilweise zum sparsamen Gebrauch von Schutzausrüstung mit Verweis auf Kosten und Beschaffungsprobleme auf. Das ist für den Marburger Bund absolut untragbar.“ kritisiert Gregg Frost. Der Gesundheitsschutz des medizinischen Personals muss höchste Priorität haben.
Die Erkenntnis aus der Umfrage zur Corona-Lage lautet für den Moment: Mit Blick auf die saarländischen Kliniken kann noch nicht davon gesprochen werden, dass die Kapazitäten in den Kliniken ausgeschöpft sind. Jedoch besteht ein begründeter Anlass zu der Sorge, dass bei weiter steigenden Fallzahlen und aufgrund des fehlenden qualifizierten Personals an stark belasteten Kliniken, ein Versorgungsengpass entstehen könnte und dies auch in der Regelversorgung. Das medizinische Personal ist pandemieunabhängig stark belastet.
Die zeitgleich auch in anderen Landesverbänden durchgeführte Umfrage hat zu einem ähnlichen Ergebnis geführt.
Hintergrund: Der Marburger Bund Saarland hat zwischen 30.11. und 4.12.2020 in einer Ad-hoc- Umfrage etwa 1000 angestellte Ärztinnen und Ärzte zu ihrer aktuellen Arbeitssituation in der Corona-Pandemie befragt. Fast 200 Ärztinnen und Ärzte haben sich beteiligt.