• „Bislang habe ich die Uni kaum von innen gesehen“

    Deutschlandstipendium an der UMG
    22.April 2022
    Hannover/Göttingen
    (adi) - Der Marburger Bund Niedersachsen fördert im Rahmen des Deutschlandstipendiums bereits seit 2019 ärztlichen Nachwuchs in Niedersachsen. In diesem Förderjahr unterstützt der Landesverband erstmals besonders engagierte Medizinstudierende an allen drei niedersächsischen Hochschulen. Wir freuen uns, Zoë Helene Kindermann, unsere erste Deutschlandstipendiatin an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), vorzustellen und haben mit ihr gesprochen.
    Medizinstudentin Zoë Helene Kindermann wird im Rahmen des Deutschlandstipendiums durch den Marburger Bund Niedersachsen gefördert. Foto: privat
    Medizinstudentin Zoë Helene Kindermann wird im Rahmen des Deutschlandstipendiums durch den Marburger Bund Niedersachsen gefördert. Foto: privat

    Frau Kindermann, bitte stellen Sie sich kurz vor. Warum haben Sie sich für die Medizin entschieden?

    Hallo :) Ich heiße Zoë und studiere Humanmedizin im vierten Fachsemester an der Göttinger Uni. Was mich antreibt, ist vor allem die Neugier. Wie funktioniert das Leben? Wie funktioniert mein Körper? Das sind Fragen, die ich jeden Tag ein bisschen besser beantworten kann.



    Sie sind den Dingen schon immer gerne auf den Grund gegangen – und das mit Erfolg. So haben Sie 2017 den 1. Preis bei „Jugend forscht“ sowie 2019 den 1. Preis Biologie beim Dr.-Hans-Riegel-Fachpreis der Universität Bremen gewonnen. Womit haben Sie sich beschäftigt? Was ist Ihnen besonders wichtig?

    Bei „Jugend forscht“ habe ich mit Hilfe eines Ultraschallmikrofons bei meinen damaligen, wie heutigen Haustieren, den Mäusen, gelauscht, um ihr Kommunikationsverhalten weiter zu erforschen. Den Hans-Riegel-Fachpreis erhielt ich für das Erforschen des Effekts des „Gipsfalls“ und möglichen Folgen für das Ökosystem Arktis: Bei der Eisschmelze werden im Meereis gebildete Gipskristalle freigesetzt, die dann in der Wassersäule hinabsinken. Dieser „Gipsfall“ könnte zu einer erhöhten Absinkrate der Algen führen und damit dem Kreislauf längerfristig Kohlenstoffdioxid entziehen.

    Die Zukunft unserer Erde liegt mir besonders am Herzen. Ich war bereits Stipendiatin beim 2°Campus vom WWF, auch dort habe ich mich naturwissenschaftlichen Projekten gewidmet, und ich habe als Mitglied im Jugendklimarat Bremerhaven mitgewirkt. Bis heute engagiere ich mich bei Fridays-For-Future (FFF).

    Im Rahmen der Pandemie war ich als Containment Scout zur Corona-Kontaktnachverfolgung tätig.


    Was bedeutet das Stipendium für Sie?

    Das Medizinstudium ist ein recht zeitaufwändiges Studium, wo Nebenjobs nur schwer Platz finden. Die finanzielle Unterstützung durch das Stipendium lässt mich deutlich gelassener durchs Studium gehen.



    Sie sind bereits seit 2020 Mitglied beim Marburger Bund Niedersachsen. Warum haben Sie sich für eine Mitgliedschaft entschieden?

    In meiner Einführungsphase erzählte mir eine Kommilitonin von ihrer Mitgliedschaft beim Marburger Bund. Also informierte ich mich und bin dann ebenfalls eingetreten. Vorteile, wie die Beratung zum Arztberuf oder Versicherungen, habe ich bis jetzt noch nicht ausgetestet, aber ich schätze, diese Angebote könnten im späteren Verlauf meines Studiums interessant für mich werden.



    Als Sie Ihr Studium begonnen haben, herrschte ja bereits die Pandemie. Wie erleben Sie diese Zeit?

    Wie wahrscheinlich dem Großteil der Studierenden macht auch mir die Pandemie sehr zu schaffen. Seit Jahren träume ich von dem klassischen Studentenleben - mit neuen Bekanntschaften, gemeinsamen Abenden und gemeinsamem Büffeln in der Bibliothek. Doch da mein Studium die ersten drei Semester quasi nur online stattfand, wurde ich in dem Sinne ziemlich enttäuscht.

    Gerade als angehende Medizinerin ist mir die Notwendigkeit von „Corona-Maßnahmen" bewusst. Gleichzeit denke ich, dass die psychischen Auswirkungen unterschätzt werden. Studierende, die wie ich in eine fremde Stadt ziehen, leiden doch sehr unter den Regelungen. Ich wünsche mir, dass Maßnahmen ein wenig fairer unter der Gesellschaft verteilt werden. Denn während die meisten Arbeitnehmer fast normal zur Arbeit gehen, haben Studierende die Unis bislang kaum von innen gesehen. Umso mehr freue ich mich, dass nun endlich auch Präsenzveranstaltungen starten!


     

    Liebe Frau Kindermann, wir wünschen Ihnen und Ihren Kommiliton*innen, dass sich die Situation so entwickelt, dass Sie bald viel „echtes“ Studentenleben genießen können. Vielen Dank für das Gespräch!

     

    Das Gespräch führte Anna Dierking, MB Niedersachsen.