Es sei ihr Anspruch und Ziel, eine Krankenversorgung auf höchstem Niveau anzubieten, eine hochwertige klinische Lehre zu ermöglichen und den Rahmen für eine nachhaltig etablierte Forschung zu schaffen, schreiben die Verfasser*innen. Die gesamte Region profitiere von der hohen Versorgungsqualität und den spezialisierten Abteilungen des Klinikums.
Der Konsolidierungskurs der letzten Jahre mache sich jedoch in einer zunehmend ausgedünnten Personaldecke und Ausstattung bemerkbar. Die geforderte Sparpolitik habe die Qualität und Zuverlässigkeit der klinischen Versorgung in den letzten Jahren erodiert. Als Beispiele werden das vorübergehende Schließen ganzer Stationen und OP-Säle genannt. Auch im Kreißsaal machten sich immer wieder personelle Engpässe bemerkbar.
„Kontinuierliche Überlastung, das Springen durch Dienstpläne als Lückenfüller und eine Arbeitsatmosphäre persistierender Frustration – in diesem Umfeld verlassen viele unserer erfahrenen, schwer zu ersetzenden Kolleg*innen das Haus“, beklagen die Unterzeichner*innen.
Sie fordern Verwaltung, Stadt und Landesregierung zu kurzfristigen Lösungen auf, „um den Irrweg einer weiteren wirtschaftlichen Konsolidierung auf Kosten der Patientensicherheit und der Gesundheit aller Mitarbeitender verlassen zu können.“
Den Ausbau der humanmedizinischen Fakultät in Oldenburg begrüßten sie ausdrücklich. Um medizinisches Personal strukturiert und patientennah auszubilden, fehle es meist jedoch an Zeit und Personal. „In diesem Umfeld fällt es zudem zwangsläufig schwer, wissenschaftliches Arbeiten zu etablieren und die hierfür notwendige Infrastruktur zu schaffen. Die bei vielen Kolleg*innen vorhandene Eigeninitiative und Motivation zu Forschung und Lehre wird zurzeit durch die reine Notwendigkeit klinischer Arbeit erstickt.“
Um angesichts der zunehmenden Studierendenzahl eine gute medizinische Ausbildung und nachhaltige Forschung gewährleisten zu können, müssten diese hochschulmedizinischen Aspekte endlich ausreichend in Personalbedarfsplanung, Stellenfinanzierung und Arbeitsverträgen abgebildet werden.
Durch den Brief wolle man Aufmerksamkeit auf die aktuellen Probleme lenken, aber auch klar machen, dass das Klinikum den Schritt zu einem echten Universitätsklinikum nur mit Landesmitteln gehen könne, erklärte ein MB-Mitglied gegenüber dem Landesverband. „Wir sind trotz allem weiterhin fest davon überzeugt, dass in „unserem Haus“ viel Potential schlummert“, betonte es. Aber:
„Aus unserer Sicht bleibt der Eindruck bestehen, dass die Bedürfnisse der Universitätsklinika in Göttingen und Hannover von der Landesregierung priorisiert werden, während die Hochschulmedizin im Nordwesten des Landes sich selbst überlassen wird.“.
Den Aufbau einer hochschulmedizinischen Infrastruktur, die notwendigen Anschubfinanzierungen und den Transfer in ein Universitätsklinikum könne ein städtisches Krankenhaus nicht mit eigenen Mitteln stemmen, verdeutlichen die Verfasser*innen des offenen Briefes. Das Klinikum Oldenburg müsse einen Großteil der Investitionen mit Hilfe der Stadt selbst bewältigen und gleichzeitig massiv Kosten einsparen.
Einzelne Initiativen des Landes seien wichtige Zeichen, reichten aber nicht aus. Der Wissenschaftsrat habe bereits zwei Mal angeregt, das Klinikum zu einer faktischen Universitätsklinik auszubauen und die nicht erkennbare Unterstützung des Landes bemängelt. Die wiederholten politischen Absichtserklärungen schienen sich weiterhin als leeres Versprechen herauszustellen, zeigen sich die Verfasser*innen enttäuscht. Wenn sich dies nicht ändere, werde es fatale Folgen für den hochschulmedizinischen Standort Oldenburg haben, machen sie an anderer Stelle deutlich.
Von der Landesregierung fordern sie, das Klinikum Oldenburg durch finanzielle Konsolidierung zu unterstützen und den Transfer in ein Universitätsklinikum zu ermöglichen. „Etablieren Sie eine langfristige, adäquate Finanzierung der hochschulmedizinischen Leistungen und Initiativen aller klinischen Partner der Universitätsmedizin in Oldenburg“, lautet der Appell.
Das Echo der Aktion habe gezeigt, dass die Oldenburger Hochschulmedizin in der Region weiterhin einen großen Rückhalt habe und auch in Hannover nicht mehr übersehen werden könne, zeigt sich ein MB-Mitglied zufrieden: „Mit unserem offenen Brief konnten wir als Mitarbeitende des Klinikums erneut eine konstruktiven Beitrag zur Diskussion über Zustand und Perspektive einer modernen Universitätsmedizin in Oldenburg leisten.“
Der offene Brief zog eine Reihe von Presseartikeln und Interviews nach sich, die sich mit der Zukunft der Universitätsmedizin beschäftigten sowie einen erneuten öffentlichen Appell verschiedener Gruppierungen, die sich für eine Stärkung der Universitätsmedizin aussprachen.
- Offener Brief Klinikum Oldenburg(87.1 KB, PDF)