Frau Lippert, bitte erzählen Sie uns ein bisschen von sich. Wie sind Sie zur Medizin gekommen, was motiviert Sie?
Ich bin Lena und studiere im sechsten Semester Humanmedizin, was seit dem Abitur ein großer Traum von mir war. Zuerst habe ich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Münster absolviert und danach kurzzeitig in der Anästhesiepflege gearbeitet. Währenddessen wurde mir immer bewusster, dass Medizin genau der richtige Studiengang für mich ist, denn der Beruf als Ärztin bietet eine großartige Kombination aus Zwischenmenschlichkeit, Fürsorge und Naturwissenschaften. Ich weiß noch genau, wie glücklich ich war, als 2019 die Zusage für den Medizinstudienplatz aus Oldenburg kam. Ich glaube dadurch, dass mein Weg zum Medizinstudium etwas länger war, sind mein Wunsch und die Motivation, Medizin studieren zu können, immer größer geworden.
Neben dem Medizinstudium und meiner Tätigkeit als Krankenpflegerin engagiere ich mich für das Teddybärkrankenhaus in Oldenburg und organisiere die Einführungswoche der Erstsemesterstudent*innen, was mir viel Freude bereitet und eine schöne Abwechslung neben dem Unialltag bietet.
Was bedeutet Ihnen die Auswahl beim Förderprogramm?
Die Förderung bedeutet mir sehr viel, genauso, wie den Marburger Bund Niedersachsen als Förderer an meiner Seite zu wissen. Das Stipendium stellt für mich eine Bestätigung und Wertschätzung meiner Studienleistung dar und zusätzlich ermöglicht mir die finanzielle Förderung, meine Arbeitszeit als Krankenpflegerin zu reduzieren und mich stärker dem Studium sowie meinen Engagements zuzuwenden.
Sie selbst sind Mitglied bei uns. Welche Vorteile sehen Sie durch den Verband für Studierende?
Ein großer Vorteil ist, dass sich der Marburger Bund für die Interessen der Student*innen engagiert und uns schon während des Studiums, sei es durch Seminare oder Beratungen, auf den bevorstehenden Arbeitsalltag vorbereitet. Ebenso setzt sich der MB für faire Arbeitsbedingungen ein und macht sich unter anderem für mehr Studienplätze sowie mehr Personal in Krankenhäusern stark, was besonders zu diesen Zeiten wichtiger denn je erscheint.
Welche Themen sind Ihnen in Ihrem Studium zu Pandemie-Zeiten besonders wichtig? Welche Herausforderungen gibt es?
In den letzten zwei Jahren habe ich gemerkt, wie eintönig, einsam und theoretisch das Studium durch die Covid-19-Pandemie geworden ist. Eine Herausforderung sehe ich darin, dass trotz des virtuellen Unterrichts eine qualitativ hochwertige theoretische Lehre geschaffen sowie ein ausreichender Austausch zwischen Lehrenden und Mitstudierenden gewährleistet wird. Zudem ist es absolut relevant, dass Praxisphasen, wie Famulaturen und Praktika, stattfinden können, weil uns Student*innen genau dieser Praxisbezug motiviert und stärkt.
Meiner Meinung nach ist die größte Herausforderung zu diesen Zeiten die Aufrechterhaltung einer guten Lebensqualität. Bei uns Medizinstudent*innen ist durch den hohen Lerndruck, in Kombination mit reduzierten bis fehlenden sozialen Kontakten, die Gefahr für psychische Erkrankungen vermutlich recht hoch. Deshalb sind sozialer Rückhalt, Unterstützung sowie ein geregelter Alltag unersetzlich.
Gibt es noch etwas, das Sie gerne mitteilen würden?
Eine Sache liegt mir noch auf dem Herzen. Und zwar hat die Covid-19-Pandemie gezeigt, wie wichtig und ebenso fragil eine gute, flächendeckende Patient*innenversorgung in Deutschland ist. Ich denke, dass dieser Aspekt, besonders vor dem Hintergrund des zunehmendem Personalmangels, ein absolut wichtiges sowie aktuelles Problem ist, das uns alle betrifft und für dessen Lösung wir uns mehr einsetzen sollten.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Lippert, und bitte bleiben Sie gesund!
Das Gespräch führte Anna Dierking, MB Niedersachsen.