• „Jede Hilfe ist besser als nichts zu tun!“

    Studi-Initiative „First Aid For All” Hannover
    16.Oktober 2024
    Hannover
    Reanimation rettet Leben – doch wie viele von uns wissen, was im Ernstfall bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu tun ist? Heute, am Tag der Wiederbelebung, wird weltweit darauf aufmerksam gemacht, wie entscheidend schnelles Handeln in Notfällen ist.

    Eine Initiative, die sich ganz dieser Aufgabe verschrieben hat und bei Schulbesuchen junge Menschen in Wiederbelebungsmaßnahmen ausbildet, ist „First Aid For All“ (FAFA). Die studentische Projektgruppe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde jüngst mit dem GRC-Aktionspreis, dem bedeutendsten Reanimationspreis in Deutschland, ausgezeichnet – und das aus gutem Grund. Greta Becker, MB Niedersachsen, hat mit Julia Alpers und Jonas Kasting über ihr Engagement bei FAFA und das Projekt gesprochen.
    Im Vorstand bei „First Aid For All“ aktiv: Julia Alpers, Lena Feist und Jonas Kasting. Foto: FAFA
    Im Vorstand bei „First Aid For All“ aktiv: Julia Alpers, Lena Feist und Jonas Kasting. Foto: FAFA

    Für diejenigen, die „First Aid For All“ noch nicht kennen: Wofür steht die FAFA-Initiative und was ist eure Motivation, sich hier zu engagieren?

    Jonas Kasting: First Aid For All ist eine bundesweite Initiative der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), die ehrenamtlich in Schulen Reanimationstraining gibt. Unser Ziel ist es, für die Thematik der Wiederbelebung zu sensibilisieren und einer eventuellen Angst vor dem Helfen zu begegnen, indem wir konkrete Maßnahmen wie das Auffinden einer Person, das Absetzen eines Notrufs, die Wiederbelebung und die stabile Seitenlage zeigen und üben.

    Wir engagieren uns gerne in der Projektgruppe, weil wir Menschen zeigen möchten, dass helfen einfach ist und Spaß machen kann. Zudem ist es eine tolle Möglichkeit, andere Studierende kennenzulernen sowie sich im Bereich der Notfallmedizin weiterzubilden.

    Der GRC-Preis ist eine enorme Anerkennung. Was bedeutet diese Auszeichnung für euch?


    Julia Alpers: Den GRC-Preis gewonnen zu haben bedeutet uns sehr viel! Es zeigt uns, dass wir mit unserem Projekt auf dem richtigen Weg sind und honoriert die Energie, die über 100 Studierende seit über vier Jahren eingebracht haben.

    Warum ist es so wichtig, dass Schülerinnen und Schüler bereits in jungen Jahren lernen, wie man Wiederbelebungsmaßnahmen durchführt? Welche Reaktionen erlebt ihr während eurer Schulungen?

    Jonas Kasting: Je früher Kinder für Erste Hilfe sensibilisiert werden, desto eher sind sie in ihrem Leben dazu bereit, zu helfen. Es geht viel darum, die erste Angst abzubauen. Selbst wenn beispielsweise Grundschulkinder noch nicht immer die nötige Kraft für eine suffiziente Reanimation haben, kennen sie die Thematik so schon frühzeitig und können dann bei einem späteren Erste-Hilfe-Kurs auf diesem Wissen aufbauen.

    Für uns ist es immer wieder besonders, in einer Klasse unseren Vortrag halten zu dürfen und danach mit den Kindern an Puppen zu reanimieren. Selbst Kinder, die zu Beginn scheinbar desinteressiert sind, sind am Ende der Stunde häufig voll dabei und hören gebannt zu, wenn unsere Defi-Attrappe Anweisungen zum Schocken gibt.

    Gibt es Momente oder Erfolge, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind?

    Julia Alpers: Es ist erfreulich zu sehen, wie viele Menschen wir in kleinen und großen Gruppen inzwischen insgesamt erreicht haben. Momentan sind wir bei über 4100 Schülerinnen und Schülern sowie über 2700 anderweitig geschulten Personen. Für uns war es besonders schön zu sehen, dass wir auf der Ideen Expo in diesem Jahr innerhalb von neun Tagen fast 2000 Menschen geschult haben – das war eine fantastische Stimmung! Ansonsten sind die Bundestreffen immer eine super Gelegenheit, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen und viel Spaß zu haben. Dieses Jahr waren wir in Heidelberg/Mannheim, unterstützt vom MB – das war super schön.

    Was sind eure Pläne für die Zukunft von FAFA? Gibt es bestimmte Projekte oder Zielsetzungen, die ihr umsetzen möchtet?

    Julia Alpers: Neben dem Engagement in den Schulen steht in nächster Zeit vermehrt politisches Engagement auf der Tagesordnung, um Wege zu finden, das Reanimationstraining in den Schulen fest zu etablieren. Dazu hatten wir bereits Kontakt mit dem Kultusministerium.

    Neben unserer Hauptaktivität in den Schulen wollen wir in Zukunft zudem vermehrt interne Schulungen anbieten, um uns selbst vielseitig fortzubilden. Dieses Semester legen wir damit auch schon ordentlich los. Gleichzeitig wollen wir unser Schulangebot weiter ausbauen.

    Was möchtet ihr den Leserinnen und Lesern anlässlich des „Tages der Wiederbelebung“ mit auf den Weg geben? Wie begegnet ihr der Angst vieler Menschen, im Notfall etwas falsch zu machen?

    Jonas Kasting: Jede Hilfe ist besser als nichts zu tun! Häufig kommt in den Schulen die Frage, ob man wegen Fehlern verklagt werden kann – NEIN! Solange in bestem Wissen und Gewissen gehandelt wird, kann dafür keine Klage erhoben werden. Im Gegenteil: Es ist sogar die Pflicht, zu helfen, solange dabei die Sicherheit gewahrt bleibt. Den Notruf sollte man in jedem Fall absetzen. Und alle, die unsicher sind, wie man am besten reagiert, raten wir: üben, üben, üben. Wenn konkrete Handlungsschritte immer wieder trainiert werden, kann so der Angst begegnet werden und der Körper agiert ganz von allein.

     

    Herzlichen Dank für das Gespräch!

    Zu den Gesprächsbeteiligten:

    Julia Alpers und Jonas Kasting studieren Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover im 7. bzw. 5. Semester. Julia ist seit über einem halben Jahr im Vorsitz dabei und beschreibt FAFA als eine inspirierende Erfahrung, die ihre Begeisterung für die Notfallmedizin geweckt hat. Besonders schätzt sie die Zusammenarbeit mit den engagierten Menschen in dem Projekt, die ihr sehr viel Freude bereitet. Jonas ist seit dem ersten Semester dabei und seit einem Jahr im Vorsitz. Durch FAFA hat er nahezu sein gesamtes Wissen über Notfallmedizin erlangt und fühlt sich dank des regelmäßigen Zeigens und Vormachens zunehmend sicherer im Umgang mit Notfällen.

    Kontakt: firstaidforall@mhh-asta.de

    https://www.mhh-asta.de/projektgruppen/firstaidforall/

    Instagram: firstaidforall_hannover

     

    Der Marburger Bund Niedersachsen freut sich, die FAFA-Projektgruppe regelmäßig bei ihren wichtigen Einsätzen zu unterstützen!