"Studierende im PJ sind keine billigen Hilfskräfte“, kritisiert Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. "Die Unsitte, den medizinischen Nachwuchs auszunutzen, um den Personalmangel im Krankenhaus abzufedern, muss ein Ende haben. Studierende im PJ müssen ihre Lebenshaltungskosten decken können, ohne zusätzlich zu jobben. Sie brauchen eine Lehre, die sie auf ihre praktische Tätigkeit tatsächlich vorbereitet. Alles andere schadet auch der künftigen Patient*innenversorgung."
Anders als im Lehramt- oder Rechtsreferendariat erhalten die Nachwuchsmediziner*innen lediglich eine Aufwandsentschädigung, die größtenteils weit unter dem aktuellen BAföG-Höchstsatz von 945 Euro liegt.
Andreas Hammerschmidt, Zweiter Vorsitzender der Ärztegewerkschaft, fordert: "Krankheitstage müssen separat von den 30 möglichen Abwesenheitstagen erfasst werden. Wer krank ist, sollte sich zuerst um die eigene Gesundheit kümmern und nicht um die der Patient*innen – das gilt auch für Studierende im PJ. Wie sollen Ärzt*innen einen verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit finden, wenn sie es schon vor dem Berufseinstieg anders lernen?"
Bisher ist die Organisation der M3 genannten Prüfung je nach Bundesland unterschiedlich "Der Gesetzgeber muss endlich vergleichbare Anforderungen für das dritte Staatsexamen schaffen. Nicht nur die Prüfungsorganisation muss vereinheitlicht werden. Auch die Rahmenbedingungen während des Praktischen Jahres müssen endlich für alle Studierenden ein gleiches, gutes Niveau erreichen", fordert Marius Bursky. Bursky studiert im 12. Fachsemester an der Medizinischen Hochschule Hannover und engagiert sich beim Marburger Bund auf Landes- und Bundesebene.
"Manche Studierende bekommen ihr Viertfach sowie die prüfende Person Monate im Voraus zugelost und können sich dank bester PJ-Bedingungen sehr gut auf die Prüfung vorbereiten. Studierenden, die ihr Viertfach kurzfristig erfahren, bleibt nur wenig Zeit zur Vorbereitung. Wenn mangels einer adäquaten PJ-Vergütung zusätzlich zum Klinikalltag gejobbt werden muss, ist Lernen während des PJs illusorisch", macht Bursky deutlich.
Pressefotos der drei O-Ton-Geber finden Sie in druckfähiger Auflösung hier.