• "Wir sind ein starkes Team" - Interview mit unserer 1. Vorsitzenden Dr. Dorothea Kerner

    26.Juni 2023

    Anfang Mai hat die Delegiertenversammlung des Marburger Bundes Saarland Dr. Dorothea Kerner einstimmig zur neuen Landesvorsitzenden gewählt. Über ihre Motivation, Ziele und Wünsche hat Jörg Ziegler, stellvertretender MBZ-Chefredakteur, mit ihr gesprochen.

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    Frau Dr. Kerner, seit Anfang Mai stehen Sie an der Spitze des MB Saarland. Was hat Sie bewogen, für den Vorsitz zu kandidieren?

    Es ist ja relativ überraschend für mich gekommen, dass unser Vorsitzender (Gregg Frost; Anm. d. Red.) aus beruflichen Gründen zurückgetreten ist. Ich habe mir dann viele Gedanken gemacht, ob ich das Amt annehme, weil ich ja auch beruflich wie privat viel zu tun habe. Aber ich habe mich dennoch dafür entschieden, weil ich den Verband weiter voranbringen möchte. Ich denke, dass ich als junge Ärztin gute Einblicke habe und möchte diese nutzen, um mich beispielsweise für eine gute Weiterbildung und insgesamt für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen

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    Was können die Mitglieder von Ihnen und vom Landesvorstand erwarten?

    Als Vorstand sind wir ein junges Team. Wir haben uns deutlich verjüngt und sind weiblicher geworden (von den fünf Vorstandsmitgliedern sind drei weiblich; Anm. d. Red.: siehe: tinyurl. com/ykfkej4f). Gemeinsam haben wir uns vorgenommen, die Probleme vor Ort anzugehen, die wir zum großen Teil kennen, da wir ja alle noch in den Häusern tätig sind. So wollen wir mit Blick auf die Ärztekammer darauf hinwirken, dass wir dort als angestellte Ärztinnen und Ärzte endlich einmal repräsentativer vertreten sind, um unsere Anliegen, beispielsweise bei der Weiterbildung durchzusetzen.

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    Wie soll das nach Vorstellung des Landesvorstandes gelingen?

    Das Ziel muss sein, dass die angestellten Ärztinnen und Ärzte – und hier vor allem die jungen Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung – wählen gehen, was in der Vergangenheit eher weniger der Fall war. Es geht darum, ihnen die Bedeutung der Kammer darzulegen. Denn dort werden so viele Dinge entschieden, die Auswirkungen auf unseren Beruf haben, dass es wichtig ist, sich dort einzubringen – und wenn es erst einmal nur durch die Stimmabgabe ist.

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    Wo sehen Sie weiteren Handlungsbedarf?

    Als Mitglied der kleinen Tarifkommission setze ich mich auf Bundesebene für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein. Das wird eines unserer Kernanliegen sein.

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    Was werden Sie in Ihren ersten 100 Tagen als neue MB-Landesvorsitzende als erstes in Angriff nehmen?

    Wir wollen noch stärker in den Austausch mit der Politik kommen. So planen wir zeitnah eine Veranstaltung mit Mitgliedern wie Landespolitikern, um über die Zukunft der Versorgung im Saarland zu diskutieren. Außerdem haben wir zum Thema Krankenhausplanung vor dem Hintergrund der Überlegungen zur Krankenhausreform bereits einen Termin mit dem Landesgesundheitsminister (seit 2022 ist Magnus Jung Ressortchef; Anm. d. Red.) vereinbart. Dieser findet allerdings erst Ende November statt.

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    Wo sehen Sie mittelfristig Handlungsfelder?

    Mittelfristig gilt es, die Personal- und Betriebsräte zu stärken. Wir handeln auf Bundesebene zwar gute Tarifverträge aus, aber wenn vor Ort kein Personal- oder Betriebsrat darauf schaut, dass diese auch umgesetzt werden, dann bringt es wenig. Deshalb müssen wir die Zahl derer, die sich in den Mitbestimmungsgremien engagieren, deutlich erhöhen. Ich bin ja selbst als teilfreigestellte Personalrätin tätig und weiß daher, dass man über die Arbeit in diesen Gremien sehr viel für die Beschäftigten erreichen kann.

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    Und gibt es auch schon ein längerfristiges Ziel für Ihre erste Amtszeit?

    Insgesamt wollen wir in der Gesundheitspolitik im Saarland als Verband mit mehr Fachwissen wahrgenommen werden. Es muss deutlich werden, dass wir dort aktiv mitgestalten können. Aus meiner Sicht ist vor allem wichtig, dass künftig die Interessen der Patientinnen und Patienten an einer guten Versorgung nicht den Interessen der Arbeitnehmenden im Krankenhaus entgegenwirken. Es muss uns gelingen, eine hinlängliche Versorgung für Patientinnen und Patienten zu schaffen und gleichzeitig angemessene Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken zu erwirken.

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    Können Sie noch etwas zu Ihrer Führungsphilosophie verraten?

    Ich bevorzuge den kooperativen Führungsstil. Mir ist es wichtig, alle Mitglieder aus unserem jungen Vorstand einzubeziehen – und darüber hinaus auch das Ohr an der Basis zu haben beispielsweise über unsere Delegierten. Wir werden die genannten Ziele nur erreichen, wenn wir als Vorstandsteam funktionieren, was uns gelingen wird. Denn wir sind ein starkes Team!

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    Wenn Sie drei wünsche frei hätten, wie lauten diese?

    Uum einen wünsche ich mir, dass die Arbeitgeber sich an die von ihnen unterzeichneten Tarifverträge auch halten. In der Vergangenheit haben wir allzu oft erlebt, dass dies nicht der Fall war. Ich wünsche mir eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es gibt in sehr wenigen Häusern im Saarland einen Betriebskindergarten, und eine Nachtbetreuung ist absolute Mangelware. Und insgesamt müssen sich die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus deutlich verbessern, damit der Arbeitsplatz Krankenhaus auch ein Lebensarbeitsplatz sein kann.

    Frau Dr. Kerner, vielen Dank für das Interview.

    Zur Person

    Dr. Dorothea Kerner ist teilfreigestellte Personalrätin und stellvertretende Personalratsvorsitzende. Neben ihrem neuen Amt als Vorsitzende des Marburger Bundes Saarland ist die 32-Jährige Mitglied der Kleinen Tarifkommission auf Bundesebene und gehört der MB-Verhandlungskommission für die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TV-Ärzte der an Uniklinika gilt) an. Außerdem ist sie Mitglied der Vertreterversammlung der Ärztekammer des Saarlandes und dort im Weiterbildungsausschuss aktiv. Dr. Dorothea Kerner ist verheiratet.