„In Zeiten des Ärztemangels wird ärztlicher Nachwuchs dringend gebraucht. Deshalb sollte angehenden Ärztinnen und Ärzten mit einer hohen Wertschätzung bei ihrem Einstieg in den Krankenhausalltag begegnet und ihnen eine strukturierte Ausbildung ermöglicht werden.“ Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Marburger Bundes hat ergeben, dass Medizinstudierenden im PJ häufig die Rolle des Lückenbüßers zugedacht wird, der Aufgaben zu erledigen hat, die kein anderer machen will. So gaben 79 Prozent der Befragten an, dass sie sonstige bzw. nichtmedizinische Aufgaben übernehmen. Vielfach wird der akute Personalmangel in den Kliniken als Ursache genannt, warum PJler in das „Tagesgeschäft“ eingebunden werden, ohne dass eine enge Betreuung und Ausbildung sichergestellt ist. „PJler sind keine billigen Hilfskräfte, sondern Studierende, die im PJ die zuvor erworbenen ärztlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten vertiefen und erweitern sollen“, sagt Dr. Joachim Schur. Das erfordere eine gute Lehre und ausreichende Kapazitäten der ärztlichen Ausbilder. Doch gerade daran hapert es. 80 Prozent der Befragten erklären, dass es in ihrem PJ kein innovatives oder besonders hilfreiches Lehrkonzept gibt, beispielsweise Lehrvisiten und Fallbesprechungen am Krankenbett, Sonografiekurse oder Simulationstrainings. „Das PJ muss nach einem festen Curriculum mit klaren Ausbildungszielen durchgeführt werden. Nur so kann es gelingen, die angehenden Ärztinnen und Ärzte wirklich in den Stationsalltag einzubinden.“
Ein erfolgreiches PJ sei auch ein wichtiger Faktor, um die Medizinstudierenden an die eigene Klinik zu binden. "Wer sein Praktisches Jahr positiv erlebt und Teil des Teams wird, hat Interesse, auch nach der Ausbildung als Ärztin oder Arzt in der Klinik zu arbeiten“, sagt der stellvertretende Landesvorsitzende.