Die Schaffung von bundesweit 1.000 zusätzlichen Medizinstudienplätzen ist jedoch allenfalls ein Einstieg, aber keine Lösung. Wir brauchen bereits heute schon wesentlich mehr Ärztinnen und Ärzte für die medizinische Versorgung als Absolventen zur Verfügung stehen.
Wenn die Landesregierung dauerhaft dem Ärztemangel begegnen will, erachten wir eine bundesweite Erhöhung der Studienplätze um mindestens 10 Prozent sowie deren adäquate Finanzierung für unabdingbar.
Die Politik im Land darf die Probleme nicht auf den Bund abschieben, sondern muss auch vor Ort tätig werden. Das fängt damit an, dass das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein landesweit eine angemessene Aufwandsentschädigung im Praktischen Jahr für Medizinstudierende zur Verfügung stellen muss. Die Studierenden sind im erheblichen Maße in den Klinikalltag eingebunden und leisten einen wichtigen Beitrag zum Ablauf in der stationären Versorgung.
In Schleswig-Holstein sind viele qualifizierte Ärztinnen und Ärzte beschäftigt. Politik und Arbeitgeber müssen sich Gedanken machen, wie sie dieses medizinische Potential im Land halten wollen. Denn schon heute gehen von den 10.000 Absolventen des Medizinstudiums nur noch zwei Drittel in die kurative Medizin. Und von diesen Ärztinnen und Ärzten wünschen sich in den ersten zwei Berufsjahren mehr als 60 Prozent der Frauen und bis zur Hälfte der Männer einer Verringerung der Arbeitszeit. Es ist bedrückend zu sehen, wie schnell das jetzige System hoch motivierten Menschen einen Traumberuf verleidet.
Die Politik darf sich also nicht nur mit der Aufstockung der Medizinstudienplätze beschäftigen, sondern muss die Rahmenbedingungen für bessere Arbeitsbedingungen schaffen. Die Arbeitgeber sind in der Pflicht, die Attraktivität des Arbeitsplatzes Krankenhaus zu erhöhen. Dann könnte zumindest die Abwanderung von qualifizierte Ärztinnen und Ärzte aus der kurativen Medizin in Schleswig-Holstein vermieden werden.