gestern fand die erste Runde der diesjährigen Tarifverhandlungen zum TV-Ärzte statt. Dieser Tarifvertrag bildet die Basis für die Arbeits- und Entgeltbedingungen für Sie und rund 20.000 Ihrer Kolleginnen und Kollegen an mehr als 20 Universitätsklinika.
Schwerpunkt der Forderungen des MB sind die in den zurückliegenden Monaten erarbeiteten Vorstellungen zur Entlastung der Ärztinnen und Ärzte.
Die Verlängerung der werktäglichen Arbeitszeit durch die Kombination von Vollarbeit und Bereitschaftsdienst soll nur unter weiteren Voraussetzungen zulässig sein: die generelle Begrenzung der Anzahl der Bereitschaftsdienste im Monat, manipulationsfreie Erfassung der Arbeitszeit, Begrenzung der Dienste an Wochenenden und eine verbindliche und rechtzeitige Dienstplanung.
Wir wollen daneben einen Anspruch auf Zusatzurlaub auch für nächtlichen Bereitschaftsdienst erreichen und die Zuschläge für Sonderformen der Arbeit anpassen. Neben einer linearen Entgelterhöhung möchten wir zudem die Entgeltperspektiven für berufserfahrene Fach- und Oberärzte verbessern und erreichen, dass auch Teilzeitbeschäftigte bei Überschreiten ihrer individuellen Arbeitszeit einen Mehrarbeitszuschlag erhalten.
Wie in allen zurückliegenden Verhandlungen mit sämtlichen Tarifvertragspartnern des Marburger Bundes bereits vereinbart, verlangen wir auch von der TdL eine verbindliche Vereinbarung, um den arztspezifischen Tarifvertrag gegen eine Verdrängung durch das sogenannte Tarifeinheitsgesetz zu sichern.
Obschon wir unsere Forderungen bereits Ende September an die TdL übersandt hatten, für die Arbeitgeber also mehr als genug Zeit war, unsere Forderungen bereits zu bewerten, sind wir in der heutigen Auftaktrunde nicht über einen Austausch der Positionen hinausgekommen. Besonders enttäuschend war dabei, dass die Arbeitgeber insbesondere die notwendigen Entlastungen der Ärztinnen und Ärzte mit einem Verweis auf eine zu befürchtende Störung der betrieblichen Abläufe zurückwiesen. Das überrascht umso mehr, als dass wir im Mai 2019 für die kommunalen Kliniken – also knapp 500 Krankenhäuser unterschiedlichster Größe – diese Entlastungen vereinbaren konnten. Die Verhandlungskommission des Marburger Bundes ist dagegen der Auffassung, dass gerade überlastete Ärztinnen und Ärzte, die, wegen fehlender Möglichkeiten, Beruf und Privatleben zu vereinbaren, den Uniklinika den Rücken kehren, deutlich stärkere Auswirkungen auf die betrieblichen Abläufe haben dürften.
Ähnlich ablehnend war die Reaktion der Arbeitgeber aber auch auf unsere übrigen Forderungen, die als überhöht und wegen der zurückgehenden Steuereinnahmen (!) als schlicht nicht bezahlbar bezeichnet wurden; die Sicherung des Tarifvertrages gegen eine Verdrängung durch Tarifverträge anderer Gewerkschaften wurde gar als unnötig zurückgewiesen.
Trotz dieses enttäuschenden Auftakts werden wir die Verhandlungen am 3. und 4. Dezember fortsetzen. Wenn die Arbeitgeber dann noch immer nicht bereit sind, sich ernsthaft mit der Forderung der Ärztinnen und Ärzte nach spürbarer Entlastung zu beschäftigen, wird es sicher eines deutlichen Hinweises der Ärzteschaft bedürfen.
Über die Verhandlungen und ihren weiteren Verlauf wollen wir mit Ihnen bei unserem Netzwerktreffen am 13. November in Frankfurt am Main beraten. Anmeldungen sind unter maahs@marburger-bund.de möglich.
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