84 Prozent der befragten Mitglieder nennen den Personalmangel an erster Stelle bei den Rahmenbedingungen, die einer guten Weiterbildung im Wege stehen. An zweiter Stelle stehen starre Einsatz- und Rotationspläne (38 %) und an dritter Stelle unzureichende Kinderbetreuung (19 %). Die Arbeitgeber sind insgesamt zu wenig bemüht, den Wünschen nach familienfreundlichen Arbeitsbedingungen Rechnung zu tragen. Nur 20 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Arbeitgeber die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördere. Knapp 21 Prozent erklären: „Wir haben einen Kompromiss für meine persönliche Situation gefunden.“ 39 Prozent wünschen sich mehr Flexibilität ihres Arbeitgebers und weitere 20 Prozent bekommen in dieser Hinsicht gar keine Unterstützung durch den Arbeitgeber.
Nur 15 Prozent der Ärztinnen und Ärzte geben an, dass ihnen ein strukturierter Weiterbildungsplan ausgehändigt wurde. Ein regelmäßiges Feedback durch den Weiterbilder erhält nur jeder Zehnte, 45 Prozent wenigstens einmal im Jahr, weitere 45 Prozent aber gar nicht. „Sehr zufrieden“ mit ihrer Weiterbildung sind nur fünf Prozent der Befragten, „zufrieden“ sind immerhin ein Drittel (33 %), die große Mehrheit ist aber „weniger zufrieden“ (43 %) oder „nicht zufrieden“ (19 %).
„Aus den Ergebnissen der Umfrage wird überdeutlich: Es fehlt an Zeit für die Weiterbildung, auch an Struktur und notwendigem Feedback. Wenn nicht ausreichend Personal vorhanden ist, gerät die Weiterbildung ins Abseits. Das ist ein eklatanter Befund dieser Umfrage und muss endlich auch die Politik auf den Plan rufen. Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, die ausreichend Zeit für Anleitung, Supervision und Gespräche lassen. Die Corona-Krise hat zusätzliche Schwachstellen klar markiert: Sobald ungewöhnliche Umstände eintreten, sind Pläne häufig Makulatur“, kommentierte Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, die Ergebnisse der Umfrage.
Die Vorsitzende des Sprecherrates der sich weiterbildenden Ärztinnen und Ärzte im Marburger Bund, Dr. Annette Luther, bezeichnete es als schockierend, dass nahezu 60 Prozent der Befragten angeben, in ihrer Weiterbildung nicht ausreichend gefördert zu werden. „Wir brauchen in Deutschland dringend eine gelebte Weiterbildungskultur. Die Facharztweiterbildung darf nicht nur als lästiges Pflichtprogramm gesehen werden, sondern es muss Raum und Zeit für Anleitung sowie Feedback geben. Hierfür sollten Weiterbilderinnen und Weiterbilder durch Train-the-Trainer-Seminare geschult werden.“
Die Befragung macht auch deutlich, dass der Trend zur Anstellung in ambulanten Einrichtungen kein vorübergehendes Phänomen ist: 41 Prozent der Ärztinnen und Ärzte wollen nach ihrer Facharztprüfung in den ambulanten Bereich wechseln. Gut die Hälfte (51 %) will weiterhin im Krankenhaus bleiben. Nur vier Prozent denken darüber nach, im nicht-kurativen Bereich tätig zu werden.
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